YI LIN JIANG: MASKEN UND MEHR
Von Karol Szymanowskis ‘Masken’, über Alexander Scriabins ‘Masque’ op. 63/1, Claude Debussys ‘Masques’, Schuberts ‘Drei Klavierstücken D. 946’ bis zu Liszts Dante-Sonate und Lü Wenchengs ‘La lune d’automne’ ist es ein weiter und nicht gerade direkt-ebener Weg. Der 26-jährige deutsch-chinesische Pianist Yi Lin Jiang geht ihn mit immer charakteristischem und einfühlsamem Spiel. Es mag ihm noch ein bisschen an Persönlichkeit fehlen, aber was er an Farben und Schattierungen sowie an dynamischer Bandbreite zeigt, ist bemerkenswert. Die auch gut aufgenommene CD verdient Beachtung (Solaris Records SOL14101).
MARIANISCHE LIEDER
Der norwegische Damenchor ‘Ylajali’ aus Bodø hat bei Lawo eine CD unter dem Titel ‘Mary’s Song’ aufgenommen, auf dem exklusiv zeitgenössische marianische Lieder – Ave Maria, Stabat Mater, Salve Regina … – zu hören sind, Kompositionen von Frank Havrø Javier Busto, Knut Nystedt und Ramona Luengen. So entstand eine stimmungsvolle CD von großer lyrischer Schönheit. Der wunderbar schimmernde Chorklang, die gute Balance und die Qualität der Tonaufnahme machen diese Produktion wertvoll für jeden Freund weiblichen Chorgesangs oder auch geistlicher Musik (LWM 006).
VIVALDI MIT VOLLEM KLANG
Mit voll-sattem Klang, beherzter Rhythmik, kräftigen Farben, markanten Akzenten und dennoch artikulatorisch klar und deutlich, spielt das 2012 in Asti gegründete Ensemble ‘Armoniosa’ unter der Leitung von Francesco Cerrato Antonio Vivaldis ‘La Stravaganza’ op. 4. Damit schafft sich ‘Armoniosa’ einen durchaus charakteristischen Platz auf der italienischen Barockszene. Der 2+2+2 Klang von MDG is superb. Wieso auf der Box nicht vermerkt ist, dass es sich um eine Surround-Aufnahme handelt und das entsprechende Logo nur auf den beiden Platten und versteckt in einer unteren Ecke des Booklets auftaucht, ist mir unverständlich (9011885).
TORROBAS GITARRENKONZERTE
Kein Geringerer als Pepe Romero ist ausgezogen, die Gitarrenkonzerte des spanischen Komponisten Federico Moreno Torroba (1891-1982) aufzunehmen. Ihm zur Seite steht Vicente Coves. Bei Naxos ist jetzt die erste CD der Edition erschienen, mit ‘Concierto en Flamenco’, ‘Dialogos’, ‘Aires de La Mancha’ und ‘Suite castellana’. Torrobas Musik ist unspektakulär, oft sehr verhalten, und sie braucht einen Interpreten von der charismatischen Kraft Romeros oder seines Schülers Coves, um Wirkungskraft zu erlangen (Naxos 8.573255).
KRISTJAN JÄRVIS ‘SOUND PROJECT’
Bei Naïve ist eine CD unter dem Titel ‘Kristjan Järvi Sound Project’ erschienen. Dieses Projekt vereint Klassik, Weltmusik, Jazz und zeitgenössische Werke. Die erste CD ist eine Liveaufnahme mit dem MDR Sinfonieorchester, ‘Balkan Fever’, mit vorwiegend traditioneller Musik aus der Balkanregion, sowie George Enescus ‘Rumänischer Rhapsodie’. Unterstützt wird Järvi von Theodosii Spassov, Kaval (Hirtenflöte), sowie den Gitarristen Vlatko Stefanovski und Miroslav Tadić. Ihr Mitwirken im Orchester mutet unorthodox an, und man fragt sich, warum originelle Balkan-Musik jetzt in den symphonischen Kontext gebracht werden muss? Nur um das Symphonieorchester attraktiv zu machen? Das wäre ein Missbrauch! Und Enescu in dem Ganzen? Nun ja, man hat die ‘Rumänische Rhapsodie’ schon inspirierter gehört (Naïve V5395).
