EASY LISTENING
Mit einer Doppel-CD gibt das polnische Label Dux Zugang zu Werken eines vergessenen polnischen Komponisten, Alexander Kulikowski (1915-1993). Aus Vilnius stammend, ließ er sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Warschau nieder, wo er unterrichtete und komponierte. Die erste CD enthält Klavierminiaturen und leicht zugängliche, melodische und eigentlich ganz nette Kammermusik, keine große Musik, aber feine Stücke fürs ‘easy listening’. Die zweite CD enthält Lieder, zum Teil auf eigene Texte des Komponisten und auf solche seiner Frau. Es sind meist reflektive und intime Stücke, die von Anna Mikolajzyk einfühlsam gesungen werden. Das Album enthält etliche Informationen über den Komponisten und seine höchst abenteuerliche Flucht aus Vilnius, aber es fehlen Angaben zum Programm, die dem Hörer helfen könnten, die Werke zu situieren. Auch die Liedtexte wurden nicht abgedruckt, ein gravierendes Manko (Dux 0578/0579)!
HOMMAGE AN MESANGEAU
Der britische Lautenist Alex McCartney widmet ein Album dem französischen Lautenisten und Komponisten René Mésangeau (ca. 1567 bis 1638) der am Hofe Ludwig XIII. wirkte. Seine innovativen Experimente mit der Stimmung der Laute waren wegweisend. Er verbesserte und verfeinerte die Technik des Lautenspiels und galt zu Lebzeiten als Vollender der Lautentechnik. Sein bewusst neuer Stil muss einen markanten Eindruck hinterlassen haben. Mit drei Suiten gibt uns Alex McCartney einen guten Eindruck der raffinierten Kunst des Meisters (Veterum Musica).
ALTE LIEDER IN NEUEM GEWAND
Die Erforschung und Bearbeitung der Volksmusik hat Tradition. In diese reiht sich eine CD von Ad Vitam ein, mit zeitgenössischen Bearbeitungen von französischen Liedern durch die Komponisten Guillaume Prieur, Jean-Christophe Rosaz, Pascal Claumont, Julien Reynaud, Pascal Zavaro und Thierry Machuel. Das 2006 gegründete Vokalquartett ‘Meliades’ hat sie auf der CD ‘Je me suis en allée…’ zu einem attraktiven Programm zusammengestellt. Die Bearbeitungen geben der Musik eine neue Dynamik und Unmittelbarkeit, was durch die ungemein frische und lebendige Interpretation der vier Sängerinnen – Anaïs Vintour, Delphine Cadet, Marion Delcourt, Corinne Bahuaud – unterstrichen wird (Ad Vitam AV 140115).
COCORICO UND BLING-BLING
Bei den Ediciones Singulares kommt ein zweites CD-Buch mit Werken des Franzosen Théodore Dubois heraus, mit seiner 2. Symphonie, der ‘Symphonie Française’, der ‘Messe Pontificale’, Motetten, einer Klaviersonate und einem Klavierquartett. Die Interpreten (‘Les Siècles’ unter François-Xavier Roth und das ‘Brussels Philharmonic’ unter Hervé Niquet) können trotz maximalem Einsatz die Musik nicht vor dem Eindruck des Pompösen bewahren. Das ist Cocorico- und Bling Bling-Musik, und obwohl einige Themen sehr charakteristisch sind, ist die Ausarbeitung nicht wirklich gut und das Resultat ist oft nicht mehr als plapperhaftes Gebabbel (3 CDs, #ES 1018).
BRAVER SCHUMANN
Wenn es bei Schumann kein Wetterleuchten und keine Blitze gibt, fehlt der Musik etwas. Das gilt für die neue Schumann-CD von Boris Giltburg, die für meinen Geschmack etwas zu unverbindlich und brav geraten ist. Rein technisch ist zwar alles im Lot, und besonders, wenn Zartheit verlangt ist, gefällt mir dieser Schumann gut, aber auf der Sollseite fällt der Mangel an Spontaneität, Energie und Kontrasten so sehr ins Gewicht, dass man diesen sorgfältigen und prosaischen Schumann nicht unbedingt braucht (Naxos 8.573399).