Der 21-Jährige Szymon Nehring war beim Chopin-Wettbewerb 2015 in Warschau der einzige Pole, der in die Endrunde kam. Auf seiner Debüt-CD begegnen wir einem Pianisten, der clever genug ist, um seine Gefühle im Zahm zu halten und sie mit gestalterischer Intelligenz zu mischen.
Zunächst zum Technischen: Nehring hat sehr ausgeglichen arbeitende Hände und erreicht damit eine faszinierende Klarheit in seinem Spiel. Zur Transparenz kommt ein dynamisches Dosierungsvermögen hinzu, das einen großen Nuancenreichtum ebenso ergibt wie Kontraste, wo sie denn Sinn machen. Und dieses Sinnmachen scheint dem jungen Pianisten sehr wichtig zu sein, denn man hat schon den Eindruck, dass er das, was er macht, immer hinterfragt.
Der aus Krakau stammende Pianist, Preisträger vieler Wettbewerbe, von den Pendereckis gefördert und mit einem ‘Krystian Zimmerman Scholarship’ ausgestattet, brilliert auch mit einer phantasievollen, gut geatmeten und architektonisch perfekt gebauten Fantasie op. 49, deren Spannungsauf- und -abbau geradezu exemplarisch ist und auch hin und wieder für direkt magische Momente sorgt.
Voller Poesie, klangschön, aber auch sehr spontan erklingen Szymanowskis Variationen op. 3. Und zum Abschluss begibt sich der junge Pianist ins zeitgenössische Repertoire, mit vier Stücken des polnischen Komponisten Pawel Mykietyn (*1971), in denen er zeigt, dass sein Klavierklang auch im stärksten Forte nie knallt, sondern schön rund bleibt. Im letzten Werk, ‘Prestissimo possibile’, kommen schließlich gestochen scharfe Virtuosität und Fingerfertigkeit im Wechsel mit reflektiven Adagio-Teilen als eine Art Resümee der Gestaltungskunst des jungen Pianisten zum Ausdruck.
Here we have one very fine, deeply musical young pianist! His playing is full of fantasy and spontaneity, and his sound is of noble beauty, even in the loudest moments. Szymon Nehring is a pianist that one should watch out!