Der österreichische Geiger Wolfgang Schneiderhan war 38 Jahre alt, als er unter Paul Hindemiths Leitung in Luzern das 5. Violinkonzert von Mozart aufführte. Hindemith war 58. Aber beide manifestieren in dem Livemitschnitt, den Audite jetzt auf CD zugänglich macht, eine großartige jugendliche Frische mit manchmal überraschend spontan wirkenden Akzentuierungen in einem generell sehr lebendigen Musizieren, mit einem wohlartikulierten und legatobetonten Spiel des Geigers.
Danach ist Schneiderhan in dem ebenfalls erstmals veröffentlichten Luzerner Live-Mitschnitt mit Henzes Erstem Violinkonzert zu hören, in dem er die verspielten Passagen mit den harscheren Formulierungen und den lyrischen Passagen spannungsvoll verbindet.
Abschließend erklingt Frank Martins ‘Magnificat’ für Sopran, Solovioline und Orchester. Der Schweizer Komponist schuf dieses außergewöhnlich besetzte Werk, das er ein Jahr später zu seinem Marien-Triptychon erweiterte, eigens für Schneiderhan und dessen Ehefrau, die Sopranistin Irmgard Seefried. Der hier veröffentlichte Mitschnitt der Welturaufführung mit den beiden Widmungsträgern ist also ein besonders wichtiges Tondokument. Martin vertonte den Text der Lutherbibel (also nicht die Einheitsübersetzung). Der Text ist im Booklet nicht enthalten, kann aber hier abgerufen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Magnificat.
Das Werk hat nichts Freudiges, es ist eher eine fast fanatisch klingende Verehrung Gottes, und Irmgard Seefried zeichnet Maria, als sei sie in Transe.