Brahms Beloved; Johannes Brahms: Symphonien Nr. 2 & 4; Clara Schumann: 10 Lieder; Nicole Cabell, Sopran, Indra Thomas, Sopran, Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, John Axelrod; 2 CDs Telarc 34658-02; 2012/13 (o.A.) - Rezension von Remy Franck

Es ist eine programmatisch ebenso gewagte wie interessante und durchaus nicht unlogische Kopplung, die dieses Album anbietet: die Brahms-Symphonien Nr. 2 und 4 sowie 10 Lieder von Clara Schumann. John Axelrod und das ‘Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi’ stellen so musikalisch (zum Teil mit einigen zeitlichen Kunstgriffen) die Beziehung zwischen Johannes Brahms und Clara Schumann her, die der herzlichen Zuneigung entspricht, die beide für einander hegten.

Zu Axelrods Brahms will ich generell festhalten, dass der Interpretationsansatz sich von quasi allem abhebt, was man heute so in Sachen Brahms hört. Das ist nicht die flott und kraftvoll fließende, in einen gebündelten Strom eingeebnete Musik, sondern eine Interpretation, die sich sehr für Brahms’ Seelenlandschaften interessiert und sich Zeit nimmt für eine oft liebevolle Kultivierung des Details, vornehmlich in den Holzbläsern. Vielleicht mutet dieser Brahms deswegen etwas ‘altmodisch’ an, eben nicht so wie man ihn heute spielt, mit Axelrods eigenwilligen Phrasierungen und dem Herausstreichen von dynamischen, agogischen und farblichen Feinheiten, die die Melodien plastischer werden lassen als in vielen anderen Interpretationen.

Die erste CD enthält die Vierte Symphonie, die bei Axelrod weniger düster klingt als bei anderen Dirigenten, farbiger, lyrischer. Keine Austerität, keine Ökonomie der Mittel, sondern volles Ausspielen der üppigen Kantabilität. Das beste Beispiel von farblichen Kontrasten liefert der Beginn des vierten Satzes, in dem blühende Holzbläser auf einen eher matten Streicherteppich gesetzt werden und eine völlig neue Klangperspektive ergeben.

Die ersten fünf Clara-Lieder werden von der Sopranistin Indra Thomas gesungen, kongenial am Klavier begleitet von John Axelrod. Mit ihrer schönen und warmen Stimme kann die Sängerin die Lieder bedeutungsvoll wiedergeben.

Auf der zweiten Silberscheibe erklingt dann die Zweite Symphonie. Sie gefällt mir wirklich gut. Sie beginnt mit einem recht leidenschaftlich formulierten ersten Satz, worauf im Adagio non troppo die Entwicklung vom tiefen Ernst des Anfangs bis zu jugendlicher Beschwingtheit sehr greifbar wird. Das Allegretto grazioso wird kontrastreich aufgebaut und das abschließende Allegretto con spirito ist energiegeladen und überschäumend impetuos.

Hier ist es Nicole Cabell, mit wiederum John Axelrod am Klavier, die die Schumann-Lieder singt. Sie tut es mit einer souveränen Gestaltungskraft und einer wunderbaren Sensibilität.

John Axelrod presents the Brahms Symphonies not at all in the style we have been used to hear them recently, with just straightforward, forceful playing. He allows his musicians to breath, to enrich the music with lovely colors, deep lyricism and some particularly interesting contrasts. That said, this rather unusual Brahms is unusually coupled with 10 beautiful Clara Schumann songs, ravishingly sung by Nicole Cabell and Indra Thomas.

 

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