Robert Kahn: Klavierquartett Nr. 2, Serenade für Streichtrio; 7 Lieder aus 'Jungbrunnen' für Gesang & Klaviertrio op. 46; Hohenstaufenensemble; 1 CD Hänssler Classic 10/12 (60'46) – Rezension von Remy Franck

Er war auch ein ‘Entarteter’, ein jüdischer Komponist, der vor den Nazis nach England flüchtete und nach dem Krieg ein Vergessener wurde: Robert Kahn, 1865 in Mannheim geboren, 1951 in Biddenden, Grafschaft Kent, gestorben, komponierte eigentlich nur im Zweitberuf. Er war in erster Linie Pädagoge, und zu seinen bekanntesten Schülern in Musiktheorie und Komposition gehörten die Pianisten Wilhelm Kempff und Arthur Rubinstein, der Dirigent Ferdinand Leitner, die Komponisten Günter Raphael und Nikos Skalkottas sowie der Geiger Karl Klingler. Am Klavier war er der Kammermusikpartner und Begleiter von Musikern wie Joseph Joachim, Adolf Busch und Emmy Destinn.

Eine Enkelin von Robert Kahn heiratete den Dirigenten Hemuth Rilling. Die Geigerin Rahel Maria Rilling und die Bratscherin Sara Maria Rilling, die auf dieser CD musizieren, sind die Urenkelinnen des Komponisten.

Thematisch wie auch formal ist die Serenade für Streichtrio aus dem Jahre 1933 das originellste Werk dieser neuen CD. Die beiden Urenkelinnen und der Cellist David Adorjan spielen es inspiriert und mit viel Vitalität. Ein ähnlich lebendiger Vortrag belebt das Klavierquartett Nr. 2, in dem Paul Rivinius den Klavierpart spielt. Diese Komposition von 1899 ist ein durch und durch romantisches Werk, nervig und spannend in den schnellen Sätzen, kantabel und schwärmerisch im Larghetto.

Zwischen diesen beiden Stücken steht der Zyklus ‘Sieben Lieder mit Klaviertrio’ nach Paul Heyses Jungbrunnen’. Er wird durch die Interpretation und die Firma Hänssler stark entwertet: Beide Sänger, Julia Wagner und Michael Nagy, singen wenig textverständlich. Um dieses Manko auszugleichen, würde man sich gerne die gesungenen Texte ansehen, …doch, oh weh, es gibt sie nicht im Textheft. Das ist weder Dienst am Komponisten noch am Kunden. Unseren interessierten Lesern können wir hier einen Link zu den Texten anbieten: http://www.recmusic.org/lieder/assemble_texts.html?SongCycleId=8293

Doch dieses Manko ist es nicht allein, das unsere Freude an den Liedern schmälert: Wenn Julia Wagner stimmlich und stimmungsmäßig zu überzeugen weiß, kann ich mich mit Michael Nagys Gesang nicht anfreunden. Sein säuerliches Timbre, sein mangelhaftes Artikulieren und fehlende Wärme werden den Kahn-Liedern nicht gerecht.

Tadellos ist das gestalterisch starke Klaviertrio, das diesen Liedern seinen Stempel aufdrückt. Die Einschränkung bezüglich der Sänger sollte diese CD nicht völlig uninteressant werden lassen, denn die beiden anderen Werke sind es durchaus wert gehört zu werden.

Two major chamber music works by the German composer Robert Kahn (1865-1951) clearly show the talent of this musician who was able to bring himself and his family in security when the Nazis purged the German musical life from its Jewish elements. Though musically quite interesting, the Lieder cycle after poems by Paul Heyse suffers from a lack of intelligibility in the singing.

Les interprétations dynamiques et inspirées de la Sérénade pour trio à cordes et du Quatuor à clavier no 2 du compositeur allemand Robert Kahn (1965-1951) rendent ce disque intéressant, même si le Cycle de Lieder d’après des poèmes de Paul Heyse ne satisfait guère.

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