Der Abschluss der Ernte im musikalischen Weinberg der Mosel war mit Berlioz und Guilmant ein würdiger Abschluss der (Musik-)Lese des Jubiläumsjahrgangs 2015 beim Mosel Musikfestival. Pizzicato-Mitarbeiter Marc Jeck war am 3. Oktober in der Trierer Konstantin-Basilikabeim Abschlusskonzert des Mosel Musikfestivals dabei.
In der monumentalen Palastaula aus dem 4. Jahrhundert ertönte monumentale Musik mit 300 Musiker und Sänger, die Berlioz’ ‘Te Deum’ stimmgewaltig zu Gehör brachten. Die musikalische Begegnung war zudem eine Feuerprobe für die neue Eule-Orgel, die erstmals mit einem sinfonischen Orchester und drei Chören dialogierte. Gespielt wurde die 87 Register umfassende und 2014 gebaute Orgel aus dem sächsischen Hause Eule von der lettischen Organistin Iveta Apkalna. Für die Zuhörer in dem römischen Bau ein besonderes Hörerlebnis!
Der Titularorganist der Konstantin-Basilika, Martin Bambauer, leitete souverän eine musikalische Triple Entente: die Kathedralchöre aus Straßburg, der Kammerchor und den Knabenchor ‘Pueri Cantores’ des Konservatoriums der Stadt Luxemburg, der Trierer Bachchor, die Trierer Domsingknaben und Mädchenchor am Trierer Dom und das Philharmonische Orchester Trier interpretierten zusammen mit Iveta Apkalna das 1855 uraufgeführte ‘Te Deum’ in einem nicht einfachen akustischen Ambiente. Und dennoch ließ das Resultat sich zeigen.
Zuvor interpretierten die Organistin und das Philharmonische Orchester Trier unter der Leitung von Martin Bambauer die erste Orgelsinfonie von Alexandre Guilmant.
Feierliche Töne zum Abschluss des Festivals, Standing Ovations für die Interpreten, eine begeisterte Organistin (sie war insbesondere von den Kinderchören beeindruckt und verteilte bereits in der Generalprobe Gummibärchen an die jungen Sänger!) sowie eine gelungene deutsch-luxemburgisch-französische Kooperation.
10% mehr Konzertbesucher
Das Konzert bildete einen würdigen Schlussakkord für das 1985 gegründete Mosel Musikfestival, das im Jahre 2015 einen Besucherzuwachs von 10% gegenüber dem Vorjahr registrieren konnte.
Rund 1.520 Konzerte mit über 420.000 Besucher, so lautet die Bilanz von 30 Jahre Moselmusikfestival. Dahinter steht ein Mann, der aus einer Vision eine Erfolgsgeschichte machte: Herman Lewen. « Wir hatten eine unserer besten Saisons », sagte der Intendant am Anschluss des Konzerts. « Wir sind das einzige Projekt, das Moselweit funktioniert, und dies in einer großen kommunalen Familie. Das ist einmalig! », erzählt der Festivalmacher, der 1985 nach dem Modell des Echternacher Festivals – der ‘Mutter aller Festivals in der Mosel-Eifel-Region’ – die damaligen Moselfestwochen aus der Taufe hob. Das Erfolgsrezept ist die enge Bindung der Besucher und der Künstler an die Kultur- und Weinlandschaft Mosel.
« Wir wollen zeigen, was Genuss ist, indem wir die einzigartige Mosellandschaft in die Konzertprogramme einbeziehen », so der 63-jährige Intendant des Moselmusikfestivals, der von den Künstlern gerne als « der Festivalmacher mit der 1 ½ Literflasche Moselwein » bezeichnet wird. Hermann Lewen freut sich dann über Eintragungen auf Facebook von Künstlern, die schreiben: « Festivalriesling in New York getrunken ». « Ich habe doch gesagt, 20 Jahre liegen lassen », postet der Intendant dann scherzend zurück und ergänzt, dass man Moselweine über einen längeren Zeitraum lagern kann.
Im Jubiläumsjahrgang 2015 hat Lewen den österreichischen Pianisten Alfred Brendel am Anschluss an eine private Klavierstunde mit Brendels Lieblingsschüler Kit Armstrong im Barocksaal von Kloster Machern zu einer Weinprobe nach Bernkastel-Wehlen entführt. « Das ist es, was das Festival ausmacht: es soll etwas mehr sein als nur Konzerte », unterstreicht der Intendant, der es versteht den Standort Moseltal nicht nur als Wanderregion zu deklinieren.
Ein wichtiger Mehrwert des Festivals, das die Mosel jeden Sommer in eine klingende Konzertbühne verwandelt, ist der verantwortungsvolle Umgang mit den Konzertinhalten und den Spielstätten. « Wir machen Programme, die auf den Raum passen. Bei uns gibt es noch Kammermusik in der Kammer, und religiöse Musik in den Kirchen », betont Hermann Lewen. Und die Besucher folgen der Festivalkarawane Mosel ab- und -aufwärts und erkunden dabei ein gutes Stück kulturelles Erbe mit oftmals ungeahnten Spielstätten.
Ein Wermutstropfen des Intendanten ist, dass es am gesamten Mosellauf an einem adäquaten 600 Sitzplätze umfassenden Konzertraum fehlt, « wo man die Klassik ordentlich platzieren kann ». Auch bedauert Hermann Lewen, dass das ganze Budget fast exklusiv in das Produkt gesteckt wird und dadurch keine Mittel mehr fürs Marketing zur Verfügung stehen. « Zum Beispiel um in Luxemburg massiv die Werbetrommel zu rühren. Wir wollen nämlich die Sommerphilharmonie für die Luxemburger sein », bekräftigt Hermann Lewen, der auch nach 30 Jahren Intendanz immer noch mit neuen Ideen und Spielstätten an der Mosel überrascht.
« Ich brenne immer noch für das Festival », aber Lewen hat angekündigt, sich langsam aus dem Alltagsgeschäft auszuklinken, um einer jüngeren Generation Platz zu machen. « 2017 soll es eine Veränderung in der Intendanz geben », so der Intendant, der für den Bildungsmenschen besondere Anlässe schaffen möchte. Deshalb freut sich Hermann Lewen, dass es demnächst an der Mittelmosel eine Universität geben wird. Nikolaus von Kues lässt grüßen! Und man darf gespannt sein, was der Jahrgang 2016 beim Mosel Musikfestival bescheren wird.