1974 wurde das heutige Orchestre de Chambre du Luxembourg gegründet und feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Alain Steffen war für Pizzicato im ersten Konzert dieser Jubiläumsspielzeit dabei.
Der große Saal der Luxemburger Philharmonie war gut besetzt, und das Publikum konnte sich auf ein ansprechendes Programm freuen. Der Einstand gelang bereits furios. Die Musiker des Orchestre de Chambre du Luxembourg (OCL) haben hörbar an spielerischer Qualität hinzugewonnen und befinden sich derzeit auf einem erstaunlichen Niveau. Somit wurde Roller Coster: Super 8 (2014) der schwedischen Komponistin Katarina Leyman (*1963) zu einem akustischen Genuss. Man konnte die Spielfreude der Musiker in jeder Note hören, so dass das abwechslungsreiche, rund 10 Minuten dauernde Werk, in ihrer Interpretation sehr dynamisch und quicklebendig daherkam. Das Spiel war transparent und klar, die Intonation sicher, der Klang ausgewogen. Die im Saal anwesende Komponistin zeigte sich dann auch zum Schluss begeistert von der Aufführung, die unter der Leitung der Gastdirigentin Chloé van Soeterstède stattfand.
Die Dirigentin fühlte sich dagegen hörbar unwohler bei Mozarts Violinkonzert Nr. 5, bei dem sie keine Akzente setzen konnte und mit einer durchwachsenen, eher langweiligen Interpretation nur eine sichere Begleitung für die exzellente Solistin bot. Alena Baeva verzichte bei ihrer Interpretation auf große Showeffekte und eine ausufernde Virtuosität. Stattdessen gestaltete sie den Part quasi aus dem Orchester heraus. Unaffektiert aber sehr musikantisch, klangschön, aber nicht eitel entlockte sie dem dunklen Klang ihres Instruments eine wunderbare Wärme, so dass Mozarts Konzert in großer Schönheit und mit musikantischer Raffinesse erklang. Baevas Tempi waren eher mäßig und ließen gerade deshalb viel Spielraum für eine sehr detailreiche Gestaltung voller großartiger und intimer Momente. Das Orchester, von der Dirigentin hier wenig gefordert, begleitete korrekt und überließ der Solistin den Vortritt. Alena Baeva bedankte sich für den begeisterten Applaus mit einem Caprice der polnischen Komponistin Gabriela Bacewicz.
Vierl Beifall gab es dann nach der Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys 4. Symphonie, der Italienischen. Chloé van Soeterstède fühlte sich hier hörbar wohler als bei Mozart und bot eine durch und durch überzeugende Interpretation dieser Symphonie. Mendelssohns Symphonien eignen sich besonders gut für eine Kammerorchesterbesetzung. Das Klangbild war schlank, das OCL erwies sich als äußerst reaktives Ensemble, das die schnellen Ecksätze gekonnt und virtuos umsetzte und insbesondere im langsamen Andante alle Emotionen, Farben und Schönheiten dieses Satzes hundertprozentig zu Gehör bringen konnte.
Kein Zweifel, das OCL ist auf bestem Weg, sich als ernstzunehmenden Klangkörper zu etablieren. Dem Orchester ist zu wünschen, dass die Verantwortlichen nun auch hochkarätige Dirigenten verpflichten können, die das Ensemble weiter fordern und fördern und es so weiterbringen.