Das Violinkonzert von Igor Stravinsky, über das der Komponist gesagt hat, dass es „ein Stück (ist), das nach Geige stinken soll“, ist viersätzig in der Anlage und zeigt bereits damit seine Differenzen im Vergleich zu den großen klassischen Gattungsbeiträgen. Gespickt ist es mit spieltechnischen Effekten, die kompositorisch noch auf die Spitze getrieben werden.
Wie man diese Herausforderung überwältigend umsetzt, zeigen Frank Peter Zimmermann und die Bamberger Symphoniker unter Jakub Hrusa kongenial im Miteinander. Ihre Deutung wird zu einer ebenso sarkastisch geprägten wie ernsthaft durchgearbeiteten Auseinandersetzung. Schon in der eröffnenden Toccata, der barocken Form entnommen, schwirren und tirilieren die Töne wie eine Sommerwiese voller Vögel und Insekten, die die Älteren unter uns noch erlebt haben und wie es zu Zeiten von Bach, aber auch Strawinsky üblich war. Überhaupt geben die Interpreten dem Werk eine schwebende Leichtigkeit, die alles Irdische vertreibt. Die technischen Anforderungen bemerkt man zu keinem Zeitpunkt.
Auch in den beiden Arias halten die Beteiligten die Intensität und den musikalischen Druck auf dem Kessel, der zur höchst spannenden gestalterischen Linie führt. Das abschließende Capriccio gibt dann Zimmermann noch mal die Gelegenheit, sein geigerisches Feuerwerk kunstvoll choreographiert hüpfen, springen und leuchten zu lassen. Dabei weiß er sich mit seinen Begleitern in bester Gesellschaft, da auch sie die sarkastischen Seiten der Partitur ebenso mittragen wie sie zugespitzt artikulierend die Doppelbödigkeit demonstrieren.
Die Rhapsodien von Bartok sind zweiteilig aufgebaut, wie ein Csárdás, der einen langsamen und einen schnellen Teil hat. Bartok hat hier viel vom Charakter der Musik bewahrt, die er Volksmelodien abgelauscht hat. Diese rohe Seite der Musik des Volkes wissen die Interpreten mit Elan und gut dosierter Energie so zu zeigen, dass man sich direkt ins bäuerliche Ungarn versetzt wähnt.
Die erste Version der Suite concertante hatte schon eine schwierige Schöpfungsgeschichte, da Martinu während der Komposition salopp gesagt Liebeskummer hatte. Die elegische Musik der Meditation hat deshalb eine besondere Tiefe des Ausdrucks, was Zimmermann und seine Begleiter tiefempfunden gestalten.
Vor allem auf Wunsch des Solisten Samuel Dushkin schuf Martinu die grundlegend neue zweite Version der Suite. Die Aria daraus schlägt den Bogen zum Konzert von Strawinsky wie der gleiche ursprüngliche Solist. Viele Elemente, die die Werke von Martinu auszeichnen, Bezug zur tschechischen Volksmusik, Vitalität, wechselnde rhythmische Gestaltungen sowie eine zumeist traditionelle Harmonik, die harsche Dissonanzbildungen nicht ausschließt, finden sich auch in der Suite.
Zimmermann zeigt auch in der Suite sein von Eleganz und Beherrschung des Instruments geprägtes geigerisches Können in verbindlicher und einprägsamer, aber spontan wirkender Weise, so dass die Suite in frischem Glanz erstrahlt und Martinu aufs Trapez holt. Hrusa und die Bamberger sind nach wie vor an seiner Seite zu finden und fühlen sich mit der Musik der nicht nur geographischen Nachbarschaft hörbar wohl.
Igor Stravinsky’s Violin Concerto, about which the composer said that it is « a piece that should reek of violin », is in four movements and thus already shows its differences in comparison to the great classical contributions to the genre. It is peppered with technical effects that are taken to the extreme in terms of composition.
Frank Peter Zimmermann and the Bamberg Symphony Orchestra under Jakub Hrusa congenially demonstrate how this challenge can be realized in an overwhelming manner. Their interpretation becomes an equally sarcastic and seriously elaborated confrontation. Even in the opening Toccata, taken from the baroque form, the notes buzz and chirp like a summer meadow full of birds and insects, which the older ones among us still experienced and which was common in the time of Bach, but also Stravinsky. In general, the performers give the work a floating lightness that dispels everything earthly. At no point do you notice the technical demands.
In the two arias, too, the participants maintain the intensity and musical pressure that leads to the highly exciting creative line. The concluding Capriccio then gives Zimmermann another opportunity to let his violinistic fireworks leap, jump and shine in an artfully choreographed manner. He knows he is in the best of company with his accompanists, as they also carry the sarcastic aspects of the score as well as demonstrating the ambiguity with pointed articulation.
Bartok’s rhapsodies are constructed in two parts, like a Csárdás, which has a slow and a fast part. Bartok has retained much of the character of the music here, which he borrowed from folk melodies. The performers know how to show this raw side of the music of the people with verve and well-dosed energy in such a way that one imagines oneself transported directly to rural Hungary.
The first version of the Suite concertante already had a difficult genesis, as Martinu was, to put it casually, lovesick during its composition. The elegiac music of the meditation therefore has a special depth of expression, which Zimmermann and his accompanists shape with deep feeling.
Martinu created the fundamentally new second version of the suite primarily at the request of the soloist Samuel Dushkin. The Aria from this version links up with Stravinsky’s concerto, as does the same original soloist. Many of the elements that characterize Martinu’s works – references to Czech folk music, vitality, changing rhythmic patterns and a mostly traditional harmony that does not exclude harsh dissonances – can also be found in the suite.
Zimmermann also demonstrates his violinistic skills in the suite, which are characterized by elegance and mastery of the instrument, in an engaging and memorable, yet spontaneous manner, so that the suite shines with fresh brilliance and brings Martinu to the trapeze. Hrusa and the Bambergers are still to be found at his side and are audibly at ease with the music of their not only geographical neighborhood.