Ahnte Antonin Dvorak, dass sein zweites Streichquartett musikalisch seiner Zeit voraus war? War er möglicherweise selbst verwundert, gar erschrocken ob der harmonischen Kühnheit? Fühlte er sich als Komponist noch nicht sattelfest genug? Dies alles könnte erklären, dass die erste private Aufführung des B-Dur-Quartetts erst 63 Jahre nach der Niederschrift – im Jahr 1932 – aus einer rekonstruierten Partitur stattfand. Inzwischen wurde das Quartett schon öfter aufgenommen als es im Konzertsaal zu hören war.
In seiner Gesamtaufnahme ist nun auch das Fine Arts Quartet bei diesem zweiten Streichquartett angekommen und setzt es in Bezug mit den Bagatellen op. 47 und dem Rondo op. 94.
In beiden Werken trifft das Fine Arts Quartet in berührender Manier den böhmischen Charakter, das Volksliedhafte, das in Dvoraks Musik ein Grundelement ist. Viel Charme, ein weicher Klang und geschmeidiger Bogenstrich sorgen für die nötige Leichtigkeit und ein leichtes Schmunzeln hinter den Noten.
Diese Anmut findet sich auch im Streichquartett wieder – hier wirkt sie allerdings eher als intime Leidenschaft, die sich über die gewagten Harmonien in überzeugende Expressivität wandelt. Trotz der quasi rhapsodischen Anlage des Werkes, lässt das Fine Arts Quartet die Gesanglichkeit von Dvoraks Musik nie vergessen, indem es die vorausschauende Harmonik fein ausdifferenziert, so dass aus der Komposition nie Stückwerk wird. Dies gilt ebenso für die tänzerischen Momente, die immer wieder auftauchen und in dieser Interpretation eine spannende Symbiose mit Dvoraks neuen Ideen eingehen – in einem Quartett, das auch formal auf klassische Strukturen verzichtet.
Did Antonin Dvorak suspect that his second string quartet was musically ahead of its time? Was he himself perhaps surprised, even shocked, by its harmonic boldness? Did he not yet feel confident enough as a composer? All of this could explain why the first private performance of the B flat major quartet did not take place until 63 years after it was written – in 1932 – from a reconstructed score. In the meantime, the quartet has been recorded more often than it has been heard in the concert hall.
In its complete recording, the Fine Arts Quartet has now also reached this second string quartet and places it in relation to the Bagatelles op. 47 and the Rondo op. 94.
In both works, the Fine Arts Quartet touchingly captures the Bohemian character, the folk song-like quality that is a basic element in Dvorak’s music. Lots of charm, a soft sound and supple bowing provide the necessary lightness and a slight smile behind the notes.
This grace can also be found in the string quartet – here, however, it comes across more as intimate passion, which is transformed into convincing expressivity through the daring harmonies. Despite the quasi-rhapsodic structure of the work, the Fine Arts Quartet never allows the songfulness of Dvorak’s music to be forgotten by finely differentiating the forward-looking harmonies so that the composition never becomes piecemeal. This also applies to the dance-like moments, which appear again and again and form an exciting symbiosis with Dvorak’s new ideas in this interpretation – in a quartet that also formally dispenses with classical structures.