Der Steckbrief von Dr. Joseph Sonnabend liest sich zunächst wie der eines Arztes. Der 1933 in Johannesburg, Südafrika, Geborene hat sich als bahnbrechender AIDS-Forscher und Kliniker, vor allem in den USA einen Namen gemacht. Er arbeitete bei der Entdeckung von Interferon mit. 1978 erkannte er als einer der ersten die aufkommende AIDS-Epidemie. Er führte einige der frühesten AIDS-Forschungen auf eigene Kosten durch und setzte sich für die Rechte von Menschen ein, die mit AIDS infiziert sind. Im Jahr 2005 zog er sich aus der Medizin zurück und ließ sich in London nieder, wo er 2021 starb.
Erst mit 85 Jahren gab er in London sein öffentliches Debüt als Komponist klassischer Musik. Dabei schuf er auch neue Musik aus früheren Werken. Seine späten Kompositionen können auch als Reaktion auf die Tragödie von HIV/AIDS gehört werden. Der der Veröffentlichung beigefügte Text gibt viele weitere Details zu medizinischen und zur musikalischen Seite sowie zu der Entstehung der Aufnahmen.
Sein Stil wurde neben Berg und Schönberg von Liszt, Rachmaninow und Scriabin sowie Stravinsky beeinflusst. Wegen seiner Offenheit für serielle Komposition, chromatische Melodien und Harmonien schrieb er einen Großteil seiner Musik mit diesen Elementen. Die Werke auf diesem Album zeigen die Klangwelt von Sonnabend, seine Leidenschaft für Klavier, Streichinstrumente und Lieder. Typisch für ihn war ein Grundmaterial, das er im Werk anfänglich vorstellt und das im Laufe des Stückes in verschiedenen Formen und Texturspielen entwickelt wird und so einen durchgehenden Faden formt.
Die Interpreten der Aufnahme sind, aus verschiedenen Ursprüngen stammend, mit London verbunden. Sie stellen den als Komponisten wenig bekannten Joseph Sonnabend in sorgfältig ausgewählten beispielhaften Kompositionen vor. Dabei überzeugen sie mit der Sicherheit im Umgang mit den vielfach seriell gehaltenen Werken. Mit ihrem anerkennenswerten Einsatz helfen sie dabei, neben der medizinischen Seite nun auch die musikalische Ader näher zu entdecken. Ihre Deutungen geben durchaus den Anreiz, sich näher mit dem Komponisten zu beschäftigen, dessen Werkkanon noch viele weitere Beispiele und auch andere Gattungen, wie etwa Streichquartette, bietet.
Dr. Joseph Sonnabend’s profile initially reads like that of a doctor. Born in Johannesburg, South Africa, in 1933, he established himself as a pioneering AIDS researcher and clinician, particularly in the USA. He was involved in the discovery of interferon. In 1978, he was one of the first to recognize the emerging AIDS epidemic. He conducted some of the earliest AIDS research at his own expense and campaigned for the rights of people infected with AIDS. In 2005, he retired from medicine and moved to London, where he died in 2021.
It was not until he was 85 that he made his public debut as a composer of classical music in London. He also created new music from earlier works. His late compositions can also be heard as a reaction to the tragedy of HIV/AIDS. The text accompanying the release provides many more details on the medical and musical aspects as well as the creation of the recordings.
Alongside Berg and Schönberg, his style was influenced by Liszt, Rachmaninov, Scriabin and Stravinsky. Because of his openness to serial composition, chromatic melodies and harmonies, he wrote much of his music with these elements. The works on this album show Sonnabend’s sound world, his passion for piano, string instruments and songs. Typical for him was a basic material that he initially introduces in the work and which is developed in various forms and textures as the piece progresses, forming a continuous thread.
The performers on the recording, who come from different backgrounds, are connected to London. They present Joseph Sonnabend, a little-known composer, in carefully selected exemplary compositions. They are convincing in their confident handling of the often serial works. With their commendable commitment, they help us to discover not only the medical side but also the musical vein. Their interpretations certainly provide an incentive to take a closer look at the composer, whose canon of works offers many more examples as well as other genres, such as string quartets.