Scintilla; Luigi Boccherini: Streichquartett op. 2 Nr. 1 c-Moll; Felice Giardini: Streichquartett Op. 25 Nr. 1 C-Dur; Maddalena Laura Lombardini Sirmen: Streichquartett Nr. 5 F-Dur; Gaetano Pugnani: Streichquartett Nr. 2 Es-Dur; Butter Quartet (Anna Jane Lester, Chloe Prendergast, Violine, Isabel Franenberg, Viola, Evan Buttar, Cello); # Brilliant Classics 97407; Aufnahme 09.2022, Veröffentlichung 12.07.2024 (61'08) – Rezension von Uwe Krusch

Das niederländische Butter Quartet stellt italienische Streichquartette vor, die zeitlich vor oder während der Lebenszeit von Joseph Haydn entstanden sind. Somit vereinen diese Werke galanten Stil mit einem Funken Aufklärung. Damit zeigen die Interpreten Werke, die noch nicht auf einem festgefügten Formschema fußen. Die Komponisten konnten noch ohne Erwartungsdruck, wie denn ein Streichquartett denn auszusehen habe, ihre Arbeit verrichten. Außer Boccherini, dem Cellisten, waren die anderen vorgestellten Tonsetzer Violinisten.

So erklingen charmante, opernhafte Empfindungen wiederspiegelnde und elegante Verzierungen nicht auslassende Kompositionen, die sich durch einen spezifisch italienischen Gestus auszeichnen. Dabei haben die Interpreten für sich herausgefunden, dass für das Werk von Giardini ein moderner Bogen passt, für die übrigen Barockbögen besser geeignet sind.

Das die Zusammenstellung abschließende Werk von Giardini macht auch den bewegtesten Eindruck bei diesen Einspielungen. Hier war die galante Bewegungsweise schon mobiler als zu früheren Zeiten, wo sie doch gestelzter wahrzunehmen ist.

Das junge Quartett bietet die vier Entdeckungen mit müheloser Eleganz und die Musiker lassen sich von dem Funken, den diese Quartette von Boccherini, Giardini, Lombardini Sirmen und Pugnani für die Streichquartettkomposition vielleicht entfacht haben, bei ihren Interpretationen tragen. Den ausgewählten Werken entsprechend bieten sie ihre Darstellungen historisch informiert, also auch mit Darmsaiten und eben weitgehend historischen Bögen, zu Gehör. Für ihr Debut haben sie mit den vier Quartetten unterschiedliche Werke gefunden, deren Besonderheiten sie jeweils herausarbeiten und damit zeigen, welche Ideen es vor Haydn in dem Genre gab.

Bei dem Quartett von Pugnani zeigen sie noch die barocken Spuren im Aufbau. Die Tonart im Quartett von bei Boccherini bietet ihnen den Anlass, einen pathetischen Tonfall zu demonstrieren, der dann in neuer Ausprägung bei Haydn, Mozart und Beethoven wieder zu finden ist. Mit dem Quartett von Maddalena Sirmen bieten die Musiker ein bemerkenswert dichtes und nachdenkliches Werk, das vom Geist subtiler Innovation geprägt ist. Das Quartett von Giardini besticht mit einer anspruchsvollen Bratschenstimme.

The Dutch Butter Quartet presents Italian string quartets that were composed before or during Joseph Haydn’s lifetime. These works combine gallant style with a spark of enlightenment. The performers thus present works that are not yet based on a fixed formal scheme. The composers were still able to work without the pressure of expectations as to what a string quartet should look like. Apart from Boccherini, the cellist, the other composers featured were violinists.

The result is charming-sounding compositions that reflect operatic sentiments and do not omit elegant ornamentation, characterized by a specifically Italian gesture. The performers have discovered for themselves that a modern bow is suitable for Giardini’s work, while baroque bows are better suited to the others.

The work by Giardini, which concludes the collection, also makes the most moving impression in these recordings. Here the gallant style of movement was already more mobile than in earlier times, when it can be perceived as more stilted.

The young quartet performs these four discoveries with effortless elegance and lets the spark that these quartets by Boccherini, Giardini, Lombardini Sirmen and Pugnani may have ignited for string quartet composition carry them through their interpretations. In keeping with the selected works, they offer historically informed interpretations, i.e. with gut strings and largely historical bows. For their debut, they have chosen different works for the four quartets, working out the special features of each and thus showing what ideas existed in the genre before Haydn.

In Pugnani’s quartet, they still show baroque traces in the structure. The key in Boccherini’s quartet gives them the opportunity to demonstrate a pathetic tone, which can then be found in a new form in Haydn, Mozart and Beethoven. With Maddalena Sirmen’s quartet, the musicians offer a remarkably dense and thoughtful work, characterized by a spirit of subtle innovation. Giardini’s quartet captivates with a demanding viola part.

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