Der amerikanische Pianist Dominic Cheli hat Erfolg mit Schubert-Transkriptionen von Franz Liszt gehabt. Jetzt spielt er Schubert ohne Liszt, und findet dennoch nicht wirklich zu Schubert. Er spielt zwar sehr spontan, mit guter Technik und betont das Tänzerische mit einem außergewöhnlichen rhythmischen Empfinden. Doch in vielen dieser Tänze, insbesondre in den Valses Sentimentales, zeigt sich Schubert von seiner feinsten Seite, und dieses Feine fehlt etwas in Chelis Interpretationen. Mit fehlen die Sensibilität und vor allem das Natürliche, die Anmut des Spiels. Gewiss, man hat zu viele Interpretationen dieser Musik gehört, die zu unverbindlich und abgedroschen erklangen, und hausbackene Gemütlichkeit wäre beim Spielen sicherlich falsch. Aber sich allein auf das Rhythmische zu konzentrieren ist ebenso falsch, denn viele dieser Miniaturen leben vom Nuancieren, von dynamischer Differenzierung und von etwas, was ich bei Cheli gar nicht vorfinde, Poesie und Lyrismus.
American pianist Dominic Cheli has had success with Schubert transcriptions by Franz Liszt. Now he plays Schubert without Liszt, but he doesn’t really find his way to Schubert. He plays very spontaneously, with good technique, and accentuates the dances with an extraordinary sense of rhythm. But in many of these dances, especially in the Valses Sentimentales, Schubert is at his best, and this musical quality is missing in Cheli’s interpretations. I miss the sensitivity and above all the naturalness, the grace of the playing. Certainly, one has heard too many interpretations of this music that sounded too noncommittal and banal, and homemade coziness in playing would certainly be wrong. But it would be just as wrong to concentrate only on the rhythm, because many of these miniatures live from nuances, from dynamic differentiation and from something that I don’t find in Cheli at all: poetry and lyricism.