
Engel werden meist als positiv besetzte Himmelwesen gesehen. Aber es gibt auch den rebellischen und gefallenen Engel. Beide Sichten gehören neben anderen Gedanken zum Violinkonzert von Georges Lentz. Der in Australien im Outback lebende Komponist, der aus Luxemburg stammt und selber auch ein Geiger ist, hat sein einsätziges Violinkonzert in sechs Abschnitten geschaffen, dass dem so reichen Bestand eine neue spannende Facette hinzufügt.
Wie der Titel sagt, ‘… in ferne Himmel strahlen…’, blickt Lentz ins All, aber auch der Blick aus dem All auf unseren verletzten Planeten ergibt sich und damit die Frage, welche Zukunft er noch mit uns, also den Menschen, hat. So endet das Werk mit einem letzten Knall, mit dem Ende der Erde oder mit einer besseren Zukunft für die Erde nach den Menschen? Die Erläuterungen des Komponisten im Text geben weitere Einblicke.
Anregend für Lentz war die Lektüre des Gedichts ‘Jerusalem’ des englischen Dichters William Blake. Wilde Visionen von Engeln und Monstern erzeugen dort eine apokalyptische Endzeit-Stimmung. Es werden mit dem Konzert also keine kleinen Fragen behandelt und so ist es auch ein groß dimensioniertes Werk von mehr als einer halben Stunde Dauer.
Von Beginn an ist die Initiatorin, Arabella Steinbacher, gefordert. Denn das Stück startet mit einer hinter der Bühne zu spielenden Kadenz, aber es bleibt nicht bei dieser einen. Doch haben sie die Ansprüche, an denen sie zusammen mit Lentz gefeilt hat, zu einem Höhenflug inspiriert, womit der Gedanke an ein engelsgleiches Spiel auftaucht. Steinbacher bringt die lichterfüllte Seite ihrer Partie ebenso zum Ausdruck wie sie im vorletzten Abschnitt den vorwurfsvollen Blick unserer Ururenkel auf unsere Zerstörung des Planeten mit tiefstem Ausdruck vorträgt. Die Solistin gestaltet mit ebenso feinem wie kraftvollem Spiel strukturell ausgereizt und in das Werk hineinhorchend gestaltend. Auf diese Weise versteht sie es, diese Musik, die immer dem Hörer geneigt bleibt, auch wenn sie neue Stilmittel einbringt und der Komponist eine sehr persönliche Stimme vermittelt, an das Ohr des Hörers heranzutragen.
Dabei erhält sie vom Luxembourg Philharmonic unter Gustavo Gimeno von dem dem Werk vorangehenden Schlag bis zum endenden Knall immer die abgestimmte passgenaue Unterstützung, um die inhaltliche Aussage des Werkes hervorzulocken. Dabei lässt das Orchester der Geigerin meist den Vortritt, was aber der Anlage des Konzertes geschuldet ist und nicht dem zurückhaltenden Wirken des Ensembles.
Dieses Werk von Georges Lentz ist eine große Bereicherung des Kanons der Violinkonzerte.
Die ebenfalls zu hörende Einspielung des Konzertes von Beethoven gelingt in einer zwischen den Beteiligten ausgewogenen Gestaltung, wie es diesem Konzert entspricht. Arabella Steinbacher bietet auch hier ihr höchst präzises, von Expressivität und Schönheit gefärbtes Spiel an, das begeistert. Nuancen, wie die sehr zurückgenommene Pauke am Beginn, kennzeichnen das makellose Spiel des Orchesters, das sich mit Gestaltungswillen und Spannung einbringt und seinen Beethoven mit rund temperiertem Klang auslebt.
Angels are usually seen as positive heavenly beings. But there are also rebellious and fallen angels. Both views are part of Georges Lentz’s violin concerto, along with other ideas. The composer, who lives in the Australian outback, comes from Luxembourg and is also a violinist himself, has created his one-movement violin concerto in six sections, which adds ‘a new and exciting facet to such a rich body of music. As the title says, … shining in distant skies…’ Lentz looks into space, but also looks from space at our wounded planet and thus raises the question of what future it still has with us, i.e. humans. So the work ends with a final bang, with the end of the earth or with a better future for the earth after humans? The composer’s explanations in the text provide further insights.
Lentz was inspired by reading the poem ‘Jerusalem’ by the English poet William Blake. Wild visions of angels and monsters create an apocalyptic end-time atmosphere. So the concerto does not deal with small questions and is therefore a large-scale work lasting more than half an hour.
The initiator, Arabella Steinbacher, is challenged right from the start. The piece starts with a cadenza to be played backstage, but it doesn’t stop there. However, the demands she has honed together with Lentz have inspired her to a flight of fancy, giving rise to the idea of an angelic performance. Steinbacher expresses the light-filled side of her part as well as the reproachful look of our great-great-grandchildren at our destruction of the planet with the deepest expression in the penultimate section. The soloist’s playing is as fine as it is powerful, structurally fully developed and listening into the work. In this way, she knows how to bring this music, which always remains inclined towards the listener, even when she introduces new stylistic devices and the composer conveys a very personal voice, to the listener’s ear.
Under the baton of Gustavo Gimeno, the Luxembourg Philharmonic always provides her with the right support, from the beat that precedes the work to the final bang, in order to bring out the content of the work. The orchestra usually lets the violinist take the lead, but this is due to the structure of the concerto and not the restrained performance of the ensemble.
This work by Georges Lentz is a great addition to the canon of violin concertos.
The recording of Beethoven’s concerto, which can also be heard, succeeds in a balanced interpretation between the participants, as befits this concerto. Here too, Arabella Steinbacher offers her highly precise playing, tinged with expressivity and beauty, which is inspiring. Nuances, such as the very restrained timpani at the beginning, characterize the impeccable playing of the orchestra, which contributes with creative will and tension and lives out its Beethoven with a roundly tempered sound.