Diese bereits ältere Aufnahme präsentiert Alban Bergs ‘Wozzeck’ in einer Produktion, deren künstlerischer Rang auch heute noch unumstritten ist, und die als Tonaufnahme bereits 1988 von der ‘Deutschen Grammophon’ heraus gegeben wurde. Abbado mag vielleicht die Charakterisierung der Figuren insgesamt weniger gut gelingen als in der Referenzaufnahme unter Karl Böhm, aber dafür kann er die mitreißende Dramatik der Komposition mit all ihren Kontrasten sehr gut zum Ausdruck bringen. Die Transparenz des Orchesterklangs, seine Schärfe und Prägnanz geben Abbados Interpretation eine große Intensität, eine Intensität, in der die Dramatik und die Leidenschaft im Ganzen spürbar werden (während sie bei Böhm etwa individueller, auf Einzelcharaktere bezogen, zum Ausdruck kommt). Abbados ‘Wozzeck’ ist, wie er selbst sagte, « ein gewaltiger Brennspiegel menschlicher und musikalischer Erfahrung ». Eine Dimension, die nicht zuletzt auch auf das Orchester zurück zu führen ist, das faszinierend musiziert, und ebenfalls auf die Sänger, die ihre Partie ausnahmslos hervorragend beherrschen.
Die Inszenierung ist sachlich, die Bühne dem Sujet angepasst. Das Visuelle trägt die Musik, und das ist viel wert.