Diese CD hatte ich fast abrupt aus dem Player genommen, weil Johann Blanchard den ersten Satz der Sonate von Cécile Chaminade (1857-1944) spielt, als stamme die Musik von Liszt. Im Andante versöhnte mich der Pianist mit schönen Stimmungen und einem lyrischen Gesang, der der französischen Komponistin gut zu Gesicht steht.
Cécile Louise Stéphanie Chaminade. Sprechen Sie sich diesen Namen einmal laut vor, schön langsam und mit feiner Artikulierung, um den Gesang herauszubekommen, der in diesem Namen liegt, und dann wissen Sie auch, wie Chaminade gespielt werden muss. Jedenfalls nicht wie Liszt! Auch der dritte Satz der Sonate ist viel zu herb, zu maskulin. Vielleicht ist daran ebenfalls der Flügel schuld, ein zwar gut restaurierter Palisander-Steinway von 1901, der im unteren Register jedoch etwas dick und laut klingt.
Jonathan Plowright hat gezeigt, wie elegant die ‘Etude symphonique’ wirken kann, wenn sie auf einem klarer klingenden Flügel gespielt wird. Aber er spielt das Stück auch elastischer und nicht so wild wie Blanchard.
Von der Komponistin, die Bizet liebevoll « mon petit Mozart » nannte, sagt man, sie sei scheu und zurückhaltend gewesen. Das lässt Blanchard zu oft unberücksichtigt. Quasi in allen schnelleren Stücken geht er für meinen Geschmack an der Musik vorbei. Selbst der ‘Etude mélodique’ op. 118 fehlt der Charme, wodurch der unerwartet kraftvolle Höhepunkt deutlich an Kontaktwirkung verliert. Die ‘Etude humoristique’ gelingt Blanchard etwas besser, aber die ‘Étude pathétique’ op. 124 und die 1910 veröffentlichte ‘Étude scholastique’ op. 139 lassen Eleganz und Glanz vermissen.
Selbst wo die Musik Chaminades hitziger und dramatischer ist und aus einem dichten pianistischen Gefüge kommt, bleiben Raffinement und funkelnder Glanz Hauptmerkmale. Und die erreicht man nur mit einem schlankeren und flexibleren Ton und einer poetischen Grundhaltung, die Blanchard vermissen lässt.
Johann Blanchard’s far too heavy Chaminade performances lack transparency, elegance and flexibility.