Nach 47 Jahren soll es denn genug sein. Noch auf eine letzte Reise begeben sich die vier Herren des Emerson String Quartet. Nun haben die vier Musiker jetzt sozusagen die Rentenreife für Kammermusiker erreicht. Doch statt eines Nachrufs hören wir die letzte Einspielung, die je ein Quartett von Berg und Schönberg und zwei eher überraschende Werke bereithält: Die als Melancholie zusammengefassten vier Lieder von Paul Hindemith, die am Abgrund der Tonalität entlanghangeln und das Chanson perpétuelle von Ernest Chausson, das mit seiner Süße die Wehmut und auch einen Schuss Dekadenz bringt.
Die vier gesetzten Herren zeigen frische Interpretationen, die so gespielt auch heute noch neu klingen wie sie es auf damalige Zuhörer gewirkt haben muss. Strukturelle Klarheit und krispe harmonische Spannung lassen ungebrochene Bissigkeit und nicht etwa Altersmilde erkennen. Dabei gönnen sie sich die Gelassenheit, sich die Musik von innen heraus entwickeln zu lassen. Und das verwirklichen sie mit Verve ohne aufgesetzte Attacken. Dadurch erzielen sie durchaus positive Entschlüsselungserlebnisse, die vor allem dem zweiten Quartett von Schönberg eine famose Blickrichtung nach vorne in unerforschte Weiten gibt. Hier zeigen die Quartettmusiker, dass sie im Geiste jung und flexibel geblieben sind und sich selber immer noch genau zuhören.
Für Chaussons Chanson perpétuelle kommt neben Barbara Hannigan auch noch Bertrand Chamayou am Klavier hinzu. Hier lassen sie dann auch genüsslich erlesen stimmungsvolle Momente sprechen. So gestaltet erklingt das Werk mit Charme und doch auch ein bisschen distanziert. Noch eine Spur extravaganter ist Melancholie von Paul Hindemith. In den vier Vertonungen von Texten aus der Feder von Christian Morgenstern aus den Jahren 1917 bis 1919 ist noch der herausfordernde Komponist der seiner jungen Jahre zu hören und doch auch ein reifer Könner.
Hannigan gibt in allen drei Werken, an denen sie beteiligt ist, ein deutlich von der Stimme geprägtes Hörbild. Leider bestätigt sich auch hier die Beobachtung, dass die Artikulation und damit die Verständlichkeit meist leidet, wenn sich ein Nichtmuttersprachler eines Textes annimmt.
Um auf die Emersons zurückzukommen, ihr Repertoire reicht(e) von Bach bis Britten sowie von Haydn bis Harbison. Dennoch haben sie für den Abschluss nicht den klassischen Weg, beispielsweise mit Werken von Haydn, Beethoven und Bartók gewählt, sondern auch zu guter Letzt eine sehr individuelle Visitenkarte überzeugenden Charakters hinterlassen.
After 47 years it should be enough. The four gentlemen of the Emerson String Quartet are embarking on one last journey. Now the four musicians have, so to speak, reached retirement maturity for chamber musicians. But instead of an obituary, we listen to their last recording, which contains one quartet each by Berg and Schoenberg and two rather surprising works, the four songs by Paul Hindemith, summarized as Melancholie, which shimmy along the abyss of tonality, and the Chanson perpétuelle by Ernest Chausson, which with its sweetness brings wistfulness and also a dash of decadence.
The four set gentlemen show fresh interpretations, which, played in this way, still sound new today as they must have seemed to listeners at that time. Structural clarity and crisp harmonic tension reveal unbroken bite and not age leniency. At the same time they allow themselves the serenity to let the music develop from within. And they realize this with verve without put-on attacks. In this way they achieve thoroughly positive decoding experiences, which above all give the second quartet by Schönberg a splendid view forward into unexplored expanses. Here the quartet musicians show that they have remained young and flexible in spirit and still listen carefully to themselves.
For Chausson’s Chanson perpétuelle, Barbara Hannigan is joined by Bertrand Chamayou on piano. Here they then let also speak exquisitely atmospheric moments. Thus arranged the work sounds with charm and yet also a bit distant. Even a bit more extravagant is Melancholie by Paul Hindemith. In the four settings of texts from the pen of Christian Morgenstern from the years 1917 to 1919, there is still the challenging composer of his younger years can still be heard, and yet also a mature master.
Hannigan gives in all three of the works in which she participates a is involved, a listening image clearly marked by the voice. Unfortunately, this also confirms the observation that articulation, and thus intelligibility, usually suffers when a non-native speaker takes on a text.
To come back to the Emersons, their repertoire ranges from Bach to Britten and from Haydn to Harbison. Yet they have for the conclusion not the classical way, for example with works of Haydn, Beethoven and Bartók, but also in the end a very individual calling card of convincing character.