Als die ICMA (International Classical Music Awards) letztes Jahr den sizilianischen Pianisten Alessandro Mazzamuto zu ihrem ‘Young Artist of the Year’ wählten, kam damit gleichzeitig die ‘Accademia Pianistica Siciliana’ aus Catania ins Rampenlicht, sowie deren künstlerischer Leiter, Prof. Epifanio Comis, der Lehrer des jungen Preisträgers. Ich hatte die Gelegenheit, diese Akademie zu besuchen, die in einem alten Palast der zentral gelegenen Via Etnea untergebracht ist, mit einem faszinierenden Blick auf die Altstadt und die umliegende Umgebung, Vulkan Ätna inklusive.
Die ‘Accademia Pianistica Siciliana’ bietet bereits avancierten Studenten Kurse an, in denen sie ihre technischen wie auch interpretativen Fähigkeiten entwickeln und verfeinern können, wie Prof. Comis Pizzicato gegenüber betonte: „Das Konservatorium kann einem Schüler viel Technisches mit auf den Weg geben, aber es wird ihn nie richtig auf eine Karriere als Konzertpianist vorbereiten. Und genau das ist unser Ziel. Wir bieten unseren Schülern – nicht zuletzt durch die finanziellen Mittel, die uns von großzügigen Sponsoren zur Verfügung gestellt werden – sehr gute Rahmenbedingungen, und die Zahl der Schüler wächst ständig. Wir haben auch Studenten aus Korea und aus den Vereinigten Staaten. Dieser interkulturelle Austausch ist für alle sehr wichtig, für die Sizilianer wie auch für die Ausländer. Sie alle werden von uns auf ihre Konzertkarriere und auch auf die Teilnahme an Wettbewerben vorbereitet.“
Um ihr künstlerisches Profil zu vervollständigen, erhalten die Studenten neben den Instrumentalkursen Unterricht in den Fächern Musikästhetik, Analyse, Kammermusik und Autogenes Training. Die Akademie bietet auch Meisterklassen mit international renommierten Pianisten an. So wurde bereits mehrmals Vladimir Ashkenazy zu solchen Meisterklassen eingeladen.
Prof. Epifanio Comis, der von seinen Schülern als eine Art zweiter Vater angesehen wird, wie einer von ihnen uns sagte, ist selber ein anerkannter Konzertpianist, der mit vielen bekannten Orchestern aufgetreten ist und Klavierabende in prestigiösen Sälen gab, u.a in der New Yorker ‘Carnegie Hall’. Comis ist auch als Dirigent aktiv und ist ständiger Gastdirigent des ‘Donetsk Philharmonic Orchestra’ sowie des ‘Medtner Symphony Orchestra’ in Moskau. Als Juror war er in zahlreichen internationalen Wettbewerben engagiert.
Unter den anderen Lehrern ist noch die russische Pianistin Violetta Egorova zu nennen, eine Preisträgerin so bekannter Wettbewerbe wie G. Viotti in Vercelly (Italien), Gina Bachauer in Salt Lake City, UT (USA), Alessandro Casagrande in Terni (Italien) und Sigismund Thalberg in Neapel (Italien). Violeta Egorova hat in vielen bekannten Sälen gespielt und ist auch eine angesehene Kammermusikerin. Sie hat Ende 2013 eine CD mit Klaviertranskriptionen russischer Ballettmusik veröffentlicht.
Nachdem ich ja schon Alessandro Mazzamuto auf CD und am 18. März 2013 bei der ICMA-Gala in Mailand gehört hatte, konnte ich bei meinem Besuch in Catania in einem Privatkonzert eine Reihe weiterer Studenten der Akademie hören und war zutiefst beeindruckt von deren hohem Niveau.
Aus den Interpretationen konnte man heraushören, dass an dieser Akademie nicht nur Technik unterrichtet wird. Dazu Professor Comis, den ich befragte, welcher Klavierschule er denn den Vorzug gebe: „Es macht wenig Sinn über russische, italienische oder deutsche Klavierschulen zu reden. Es gibt eigentlich nur gute oder schlechte Schulen. Wenn man eine gute ist, und ich hoffe, wir sind so eine, dann kann man immer noch Akzente setzen mit Lehrern, die aus verschiedenen Kulturen kommen, wie das bei uns der Fall ist, wo neben mir auch noch die russische Pianistin Violeta Egorova unterrichtet. Aber es gibt viel mehr als nur das. Wichtig is z.B. auch, dass die Klavierstudenten sich auf dem Gebiet der Symphonik auskennen, dass sie wissen, wie ein Orchester funktioniert und begleitet, dass sie regelmäßig in die Oper gehen. Wenn Sie das Klavier singen lassen wollen, müssen sie wissen, wie das im Vokalen funktioniert, wie Sänger atmen, wie sie artikulieren. Ob ich Mozart oder Rachmaninov unterrichte, ich finde immer Verbindungen zur Oper.“
Die Studenten selber sprechen ganz begeistert von dieser Talent-Brutstätte. Salvatore Vaccarella, den ich als herausragenden und feinfühligen Debussy-Interpreten kennen gelernt habe, sagt: Die Akademie hat nicht nur hervorragende Lehrer, sie gibt uns auch die Gelegenheit Konzerte zu spielen, dank guter Verbindungen sogar im Ausland. Die Akademie hat ganz klar dazu beigetragen, in einer Stadt, in der vor allem Oper groß geschrieben wird, auch der Instrumentalmusik einen wichtigen Platz einzuräumen. Unsere Akademie ist heute zweifellos nicht nur die wichtigste südlich von Rom, sondern eine der wichtigsten in ganz Italien und sogar in Europa.“
Weiterführende Informationen: http://www.accademiapianisticasiciliana.it/index_eng.htm