Als Gustav Mahler 1908 ‘Das Lied von der Erde’ schrieb, hatte er die Ereignisse von 1907 noch nicht überwunden. Er hatte seinen Posten als Operndirektor in Wien aufgeben müssen. Seine Tochter Putzi war gestorben. Und bei ihm selbst hatte der Arzt ein Herzleiden diagnostiziert, das ja 1911 sein Leben im Alter von 51 Jahren beenden sollte. Aus dieser Situation heraus entstand ‘Das Lied von der Erde’ nach Texten von Hans Bethge aus der ‘Chinesischen Flöte’.
Bruno Walter führte das Werk zum ersten Mal auf. Er schrieb: « Ich studierte es und verlebte eine Zeit der furchtbarsten Ergriffenheit mit diesem einzig leidenschaftlichen, bitteren, entsagungsvollen und segnenden Laut des Abschieds und Entschwebens, diesem letzten Bekenntnis eines vom Tode Berührten. »
Hört man sich Adam Fischers Neuaufnahme an, so fällt auf, wie sehr er das darstellt, was Bruno Walter so trefflich resümierte. Fischer dirigiert leidenschaftlich und fast so nervös wie seinerzeit Giulini. Der Zuhörer wird im ‘Trinklied vom Jammer der Erde’ sofort von dieser Leidenschaftlichkeit gefangen genommen, er wird mitgerissen in einen Sog von Musik. Genauso gelingt es ihm in ‘Der Einsame im Herbst’ eine fast höhnische Hoffnungslosigkeit zu äußern.
Der Dirigent lässt sich durch die Metaphysik dieser Texte nicht zu Weltferne verführen, ganz im Gegenteil. Er realisiert die Musik im diesseitsbezogenen Einklang mit den Texten. Das führt zu einem gesteigerten Ausdruck des Orchesters, das Mahlers Aufbegehren mitvollzieht, wie man es weder bei Walter hört, noch bei Kletzki oder Karajan, der viel vergeistigter dirigierte,
Was Fischer alles an orchestralen Finessen herausholt, wie sehr er aus den Düsseldorfer Symphonikern den dritten Sänger im Stück macht, ist bewundernswert.
Nun gibt es aber noch zwei weitere Sänger. Stuart Skelton singt den Tenorpart ausdrucksvoll und auch stimmlich noch einigermaßen gut, wenngleich er in der Höhe an seine Grenzen stößt und die Intonation nicht immer 100% sicher ist. Auch das eine oder andere Geschmierte stört.
Schlimmer steht es um den Gesang von Anna Larsson, die weit entfernt bleibt von der bewegenden Ausdruckskraft einer Ludwig oder einer Baker. Die nicht sehr prägnante, unausgeglichene und unangenehm breite Stimme hat eine begrenzte Präsenz und eine noch begrenztere Textverständlichkeit. Das Vibrato hat die Sängerin besser im Griff als sonst, aber an einzelnen Stellen ist es doch zu stark und stört.
Glücklicherweise gibt es im Orchester so viel Interessantes und packend Dramatisches zu hören, dass man einfach hinten den Gesang hört, um davon nicht allzu sehr irritiert zu werden. Eine wirkliche Lösung für das Problem ist das aber nicht, und das führt leider in der Gesamtwertung zu Abstrichen, die einzig und allein aufs Konto der Larsson gehen.