Schnellen und sehr energetischen Beethoven haben wir schon gehabt, schnell und flach, schnell und aufgeregt…. und immer ziemlich in einer Linie, mit meist starren Konzepten oder gar nur nach dem Motto ‘schnell und laut’. Nichts von alledem gibt es bei Adam Fischer und dem Danish Chamber Orchestra, die einen sehr überzeugenden, kohärenten und Sinn machenden Beethoven vorlegen, der, obwohl generell schnell, doch sehr differenziert ist und auch viel Neues zu sagen hat.
Das Hauptmerkmal der neuen Gesamtaufnahme der Symphonien ist wohl die Vielfalt der Rhetorik. Selten hat man so gut begriffen, was Beethoven eigentlich sagen wollte, und das war ja durchaus nicht immer dasselbe.
Wir erleben so den forschen, den draufgängerischen Beethoven so gut wie den verbitterten, den grüblerischen, aber auch den geheimnisvollen und nicht zuletzt den humorvollen Komponisten, immer mit einer dramaturgisch schlüssigen und unmittelbar ansprechenden Rhetorik, die durch spontane Gesten wirkungsvoll unterstrichen wird.
Ein Musterbeispiel für diesen Diversität könnte allein schon der Finalsatz der Eroica sein, der vom Kammermusikalischen bis zum Vollsymphonischen viele Stimmungen durchstreift.
Erreicht wird diese Eloquenz mit einem durchwegs schlanken, vibratoarmen Musizieren mit großer Bandbreite sowohl der Tempi wie auch der Rhythmik und der Dynamik. Spannende Kontraste, kräftige Akzente und Betonungen, ausdrucksvolles, sachdienliches Rubato, all das lässt Beethoven mit einer Überzeugungskraft ‘reden’, wie sie kein Politiker fesselnder auf einer Parlaments- oder einer Wahlkampfbühne haben könnte.
Dabei musiziert das Dänische Kammerorchester, das 2015 quasi tot war und erfolgreich wiederbelebt wurde, mit einer sprühenden Spielfreude, technisch auf hohem Niveau und hoch konzentriert dem Dirigat Fischers folgend.
Und so wage ich zu behaupten, dass jeder, der die Beethoven-Symphonien gut kennt, hier noch jede Menge an Details und Formulierungen finden wird, die ihm neu vorkommen und ihn erstaunen werden, wie etwa das tänzerische Adagio aus der Neunten, das bei Fischer nur 12’12 » dauert (gegenüber Chailly 12’51, Toscanini zwischen 13 und 14′, Karajan 1963 16’35 und Furtwängler 1954 19’24). Nicht weniger überraschend ist dann allerdings der Finalsatz der Neunten, den Adam Fischer bis auf wenige Besonderheiten eher traditionell angeht, so als wage er nicht, an diesem Monument zu rütteln.