Die Streichquartette op. 76, von deren sechs hier die ersten drei eingespielt wurden, stellen die Krönung der Gattungsbeiträge von Haydn dar. In ihnen gelingt es ihm auf ebenso ausgefeilte Weise wie auch mit leichter Hand, volkstümlichen Ton und hochgelehrt ausgearbeitete Musik zu vereinen. Das mag ein Spiegel seiner Zeit in England sein, wo die Bevölkerung gerade auch bei der Kunst über alle Schichten, heute würde man sagen, geradezu demokratisch, zusammen fand. Anders dagegen war es noch in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
Genauso, wie es Haydn gelingt, diese beiden Schichten in diesen Quartetten zusammen zu führen, genau verschmelzen die vier Mitglieder des Chiaroscuro Quartet diese Ebenen in ihrem Spiel. Beinahe tapsige Gestalten treffen auf höfische Eleganz, ohne dass sich die Dinge aneinander reiben. Vielmehr bewegen sich beide zwanglos nebeneinander und dadurch quasi miteinander. Dem Chiaroscuro Quartet gelingt es ganz wunderbar, diese beiden Seiten jeweils deutlich herauszuheben, ohne deswegen durch aufgesetztes Agieren zu irritieren. Auch wenn manches fast zu edel und anderes andeutungsweise deftig wirkt, so kommt alles aus einem Guss. Und es ist eben nur fast zu edel und auch nur andeutungsweise deftig.
Ein einzelner gewaltig scharfer Blitz, der ins Geschehen einschlägt, ist nur ein Ausweis des bei Haydn immer anzufindenden Humors und auch wenn ein Blitz völlig überraschend kommt, so natürlich ist er trotzdem, in der Natur und in dieser Deutung. Das zeitgerechte Spiel auf Darmsaiten mit wenig Vibrato für so ein klassisches Programm gibt der Aufnahme den zusätzlichen Impuls, so dass jeder einzelne Mitwirkende klar herausmodelliert wird und trotzdem die Ganzheit gewahrt ist.
So wirken sie ein ganz natürliches Gewebe und vergessen dabei auch nicht ihre sorgfältige Intonation. Sie lassen die Musik pulsieren, so dass sie unprätentiös und gleichzeitig modern und zeitlos wirkt. Phrasiert werden die musikalischen Strukturen plastisch und frisch, wie eben gerade komponiert.