Johann Wilhelm Hertels Passionsoratorium ‘Der sterbende Heiland’ wurde am Karfreitag des Jahres 1764 in Schwerin uraufgeführt. Es ist das erste von insgesamt zehn großen geistlichen Werken, die Hertel in seinem über dreißig Jahre dauernden Dienstverhältnis für das Mecklenburg-Schweriner Fürstenhaus komponierte. Wie C.P.E Bach war Hertel ein Vertreter des ’empfindsamen Stils’.
Das Oratorium entstand auf einen Text von Johann Friedrich Löwen, einem Freund von Gotthold Ephraim Lessing, der, nachdem er in Hamburger einer Theatertruppe angehört hatte, Privatsekretär des Prinzen Ludwig von Mecklenburg-Schwerin wurde und später, als er wieder in Hamburg war, Mitbegründer des dortigen Deutschen Nationaltheaters. Löwen reduzierte die Passionsgeschichte auf ihre affektstärksten Momente (Gebet und Gefangennahme zu Gethsemane, Verrat und Reue des Petrus, Geißelung, Kreuzigung und Tod), die Hertel wirkungsvoll in Musik umsetzte.
Unter Michael Alexander Willens spielt die Kölner Akademie ausdrucksvoll und betont mit zupackendem Dirigieren auch die Dramatik der Musik.
Die drei Solisten sowie der Chor werden ihren Aufgaben vollauf gerecht. Die Sopranistin Berit Solset hat eine warme, volle und dabei auch koloratursichere Stimme, Nicholas Mulroy hat einen schön timbrierten, lyrischen Tenor und Andreas Wolf imponiert mit seiner kräftigen Bass-Bariton-Stimme
Johann Wilhelm Hertel’s passion cantata ‘Der sterbende Heiland’ (The Dying Savior) is heard here in an emotionally expressive and dramatic performance. Orchestra, choir and soloists are fully up to their tasks.