Obschon in Köln geboren, kam Agnes Zimmermann schon als Kind nach England. Und auch wegen der dort erhaltenen Ausbildung und ihrer guten Kontakte in die Musikszene gerade dieses Landes ist sie eher dem englischen Lebensumfeld zuzurechnen. Als Pianistin reüssierte sie mit Werken von Brahms und trat u. a. mit Clara Schumann und Joseph Joachim gemeinsam auf. Von der Mitte der 19. Jahrhunderts bis zum Ende des ersten Viertels des zwanzigsten war sie auch Herausgeberin von Klavierwerken, etwa denen von Beethoven und der Musik des Barock.
Ihre sorgfältige Herangehensweise bei allem, was sie tat, lässt sich auch aus den drei Violinsonaten ablesen, die sie bis zur Mitte ihres Lebens schuf. Die beiden späteren Sonaten sind der berühmten Geigerin Wilma Norman-Neruda, später Lady Hallé, gewidmet. Mit einer leicht wirkenden, aber nicht leichtfertigen Textur eröffnen diese drei Kompositionen einen Höreindruck, der zwar auch an Mendelssohn und Schumann erinnert, aber vor allem durch die persönliche Stimme aufhorchen lässt. Das ist zutiefst sowohl feine als auch ausdrucksstarke Musik, die die große Form anstrebt und erreicht.
Die Solisten dieser Ersteinspielungen sind die ebenfalls in England ausgebildeten Mathilde Milwidsky mit der Geige und am Klavier Sam Haywood. Sie gestalten die Werke mit der in den Stücken angelegten Feinfühligkeit, die aber auch den markanten Zugriff zulässt, wo es die Kompositionen vorgeben. So machen sie die Persönlichkeit der Komponistin auf dieser prall gefüllten CD überzeugend deutlich.