Das Ensemble Modern mit Sitz in Frankfurt am Main hat schon die Uraufführung des Werkes in der Version aus dem Jahr 2001 aufgezeichnet und legt nun die zweite Aufnahme, die der letzten Version von 2008, vor. Hinsichtlich des Werkes wird auf die Ausführungen zu der Veröffentlichung mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Franck Ollu verwiesen (siehe unten).
Beide Instrumentalgruppen haben übrigens das in einem Satz geschriebene Werk technisch für die Aufnahme in 16 Partien unterteilt, die man am Stück hören oder auch, etwa beim vergleichenden Hören, gezielt ansteuern kann.
Das Ensemble Modern hat sich der Aufnahme ein Dreivierteljahr früher gewidmet als die Bayern, legt die CD aber erst etwa ein halbes Jahr später vor als die Süddeutschen. Da in dem Werk alle Stimmen solistisch komponiert sind, mag man vermuten, dass die Frankfurter, die üblicherweise immer jede Stimme einzeln besetzt spielen, allein deshalb mit der Partitur automatisch besser zurechtkommen. Allerdings unterschätzt man damit die Qualität der Musiker beim BR, die im Kammerensemble ebenso wie im Symphonieorchester erlebbar ist.
Primär gilt dieser Umstand für die Streicher, die im Orchester im Tutti spielen, während die Bläser auch im Symphonieorchester solistisch agieren. Gleich im ersten Abschnitt wird dieser Umstand deutlich, wenn die Streicher das Werk eröffnen. Doch lassen sich keine qualitativen Unterschiede feststellen. Allenfalls mag das Volumen beim BR dicker sein, was sich in der Aufnahme begründen lässt. Das Ensemble Modern wirkt weniger voluminös eingefangen und damit auch ein wenig kammermusikalisch lichter. Man mag Jagden und Formen in beide Richtungen hören und mögen. Jede hat ihren Reiz. In der Qualität bieten sich keine beachtenswerten Unterschiede an, zumal George Benjamin, Komponist und Dirigent für zeitgenössische Musik, das Ensemble Modern zu eminent klarem Spiel anregt, dass die dem Werk innewohnende Intensität und Lebendigkeit noch stärkt.
Damit erhält Wolfgang Rihm, einer der renommiertesten und produktivsten Komponisten der Gegenwart, zu seinem Siebzigsten zwei Gaben überreicht, die beide aller Ehren wert sind. Beim Ensemble Modern reicht die Zusammenarbeit bis in die frühen Achtzigerjahre zurück. Die Liveaufnahme unter der Leitung von George Benjamin vom Musikfest Berlin 2020 zeigt in beeindruckender Weise die in dieser Komposition geschilderte wilde Jagd. In diesem spannenden und aufregenden Parforceritt zeigt sich die Musik vom ersten bis zum letzten Takt mit prall gefülltem Leben.
The Ensemble Modern, based in Frankfurt am Main, has already recorded the premiere of Jagden und Formen in the 2001 version and now presents the second recording, that of the last version from 2008. Regarding the work, please refer to the remarks on the release with the Bavarian Radio Orchestra conducted by Franck Ollu (underneath).
Incidentally, both instrumental groups have technically divided the work, written in one movement, into 16 parts for the recording, which can be heard in one piece or targeted, for example, during comparative listening.
The Ensemble Modern dedicated itself to the recording three quarters of a year earlier than the Bavarians, but presented the CD about half a year later than the Southern Germans. Since all the voices in the work are composed solo, one might assume that the Frankfurt ensemble, which usually always plays each voice separately, would automatically get along better with the score for that reason alone. However, this underestimates the quality of the musicians at BR, which can be experienced in the chamber ensemble as well as in the symphony orchestra.
Primarily, this circumstance applies to the strings, which play in tutti in the orchestra, while the winds also act soloistically in the symphony orchestra. This circumstance is immediately apparent in the first section, when the strings open the work. But no qualitative differences can be detected. At most, the volume may be thicker in the BR, which can be justified in the recording. The Ensemble Modern seems less voluminously captured and thus a bit lighter in chamber music. One may hear and like the piece in both directions. Each has its appeal. In terms of quality, there are no notable differences, especially since George Benjamin, composer and conductor of contemporary music, encourages the Ensemble Modern to play with eminent clarity, which further strengthens the work’s inherent intensity and liveliness.
Thus Wolfgang Rihm, one of the most renowned and productive composers of our time, receives two gifts on his seventieth birthday, both of which are worthy of all honor. In the case of Ensemble Modern, the collaboration goes back to the early eighties. The live recording conducted by George Benjamin from the Musikfest Berlin 2020 impressively demonstrates the wild chase depicted in this composition. In this exciting and thrilling parforceride, the music shows itself to be bursting with life from the first bar to the last.