Die Oboe steht als Soloinstrument eher in der Ecke, besonders wenn es Werke deutlich nach der Barockzeit betrifft. Wenn sich dann ein herausragender Solist gleich vier Werken aus dem 20. Jahrhundert annimmt, reicht das allein schon für eine wichtige Einspielung. Aber hier kommen noch weitere positive Aspekte dazu. Zum einen sind es Kompositionen, die in Kriegszeiten oder Vorahnungen dazu entstanden sind, bei Ravel zum Gedenken an Kollegen. Damit haben die Werke einen persönlichen und stimmungsgeladenen Hintergrund, der ihnen ein besonderes Flair verleiht.
Zwei großformatige Stücke stehen im Mittelpunkt. Das sind einerseits das Oboenkonzert von Strauss und andererseits Ravels Tombeau de Couperin, gefasst für Oboe und Orchester von Joachim Schmeißer, wobei schon das Original der Oboe eine wesentliche Rolle zuordnet. Strauss᾽ Konzert entstand kurz nach dem Zweiten, Ravels Werk, ursprünglich als Klaviersuite geschrieben, 1917 gegen Ende des Ersten Weltkriegs und damit in trostlosen Zeiten, die die Sehnsucht nach einem besseren Ort, dem Paradies ausstrahlen.
Den Rahmen bilden zwei kleine, aber ebenfalls ausgesprochen feine Stücke. Den Auftakt macht Soliloquy, der langsame Satz aus einer unvollendet gebliebenen Suite für Oboe und Orchester von Edward Elgar. Zum Abschluss erklingt das einsätzige Oboenkonzert von Eugène Goossens, das er für seinen Bruder Léon, einen Oboisten schrieb. Was der Elgar mit Tiefsinn erreicht, macht Goossens mit virtuosem Witz.
Als Solist ist Albrecht Mayer einfach fabelhaft. Mit technisch perfektem Ansatz und musikalisch überwältigender Gestaltungskraft ist er der Zirkusdirektor, der selbst virtuose Passagen in genussvollen musikalisch wertvollen Ausdruck verwandelt. War schon seine Aufnahme mit italienischem Repertoire des Barock mehr als überzeugend, so ist dieses Programm überwältigend.
Die Bamberger Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Jakub Hrusa erweisen sich als sensible und aufmerksame Partner. Ihr typischer Klang kommt gerade dem Oboenprogramm sehr gelegen.