Georg Friedrich Händel: Alcina; Patricia Petibon (Alcina), Philippe Jaroussky (Ruggiero), Anna Prohaska (Morgana), Katarina Bradic (bradamante), Anthony Gregory (Oronte), Krysztof Baczyk (Melisso), Elias Mädler (Oberto); Regie: Katie Mitchell; Choeur MusicAeterna, Freiburger Barockorchester, Andrea Marcon; 2 DVDs Erato 0190295974367; Stereo & Surround; Bild 16:9; Aufnahme 2015; Erscheinung 2016 (187') – Rezension von Manuel Ribeiro

In ihrer ‘Alcina’-Inszenierung beim Festival von Aix-en-Provence, scheut sich die Regisseurin Katie Mitchell vor nichts. Wie sie selber sagte, sei es ihr wichtig, statt einer von Künstlichkeit und Ästhetik geprägten Welt, die Wahrheit und das Verborgene der Handlung zu zeigen. Also die erotischen Spiele, die Lügen, die Macht, die Aggressionen.

Ein Schlafzimmer ist das Bühnenbild, wo die Hexe Alcina, die in Ruggiero verliebt ist, versucht ihn bei sich zu halten. Jedoch will die als Mann verkleidete Bradamante Ruggiero aus den Händen von Alcina retten. Die Idee ist, Wandlung und Magie durch Doppeltüren im Schlafzimmer zu symbolisieren. Hat man das Konzept von Mitchell einmal verstanden, wird die genau geplante Regie verständlich. Die beiden weiblichen Hauptrollen Alcina und Morgana werden als ältere Frauen gezeigt, die sich um dem Verlust ihrer Macht sorgen.

Es bleibt Geschmacksache, ob man eine derart moderne Interpretation einer Barockoper mag. In Aix sorgte die Regie für Kontroversen.

Wie auch immer, die Besetzung ist beeindruckend, mit zwei der weltbesten Opernsänger aus Frankreich, der Sopranistin Patricia Petibon und dem Countertenor Philippe Jaroussky. Petibon ist, wie erwartet, unwiderstehlich in der Rolle der graziös gekleideten Alcina. Darstellerich und sängerisch ist sie sehr impliziert. Und auch Philipp Jaroussky ist, wie erwartet, ganz emotional und sängerisch hervorragend. Auch Katarina Bradic als Bradamante und Anna Prohaska als Hexe Morgana enttäuschen nicht.

Das Freiburger Barockorchester unter Andrea Marcon ist ein weiterer Pluspunkt einer alles in allem empfehlenswerten Produktion.

With a musically excellent performance, this Alcina production from Aix is staged in a modern yet plausible manner.

 

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