Robert Schumann: Klavierkonzert a-moll; Norbert Burgmüller: Symphonie Nr. 2; Alexander Lonquich, Klavier & Ltg., The Colibrì Ensemble; 1 CD Odradek Records ODRCD355; Aufnahme 02/2017, Veröffentlichung 18/05/2018 (63'04) – Rezension von Remy Franck

Energisch und drängend beginnt der erste Satz von Schumanns Klavierkonzert in dieser Aufnahme, die aber gleichzeitig emotional auch sehr gestisch klingt, den Hörer in einen Strudel von Gefühlsregungen hineinzieht und an geeigneter Stelle auch das geforderte ‘affetuoso’ mit bewegender Zärtlichkeit zum Ausdruck bringt. Schumanns bipolare Störungen und Schwankungen sind selten so überzeugend realisiert worden. In dem 2013 gegründeten Kammerorchester ‘Colibri’ aus dem italienischen Pescara hat Alexander Lonquich einen Partner gefunden, der seine Auffassungen eins zu eins umsetzt.

Auch das Intermezzo wird in seiner Unentschlossenheit optimal realisiert, ehe Lonquich im Finale mit viel Schwung und Heiterkeit ein unbeschwertes Finale dahinzaubert.

Der wie Schumann 1810 geborene Komponist Norbert Burgmüller wurde nur 26 Jahre alt. Er ertrank im Jahre 1836 im Quirinusbad in Aachen, möglicherweise durch einen epileptischen Anfall, eine Krankheit, die er gerade in der Bäderstadt kurieren wollte.

Robert Schumann setzte sich posthum stark für das Werk dieses Frühvollendeten ein. Er instrumentierte das Scherzo der fragmentarischen 2. Symphonie Burgmüllers, beließ dem Werk aber seinen unvollendeten Charakter und fügte, entgegen früherem Ansinnen, keinen vierten Satz hinzu.

Burgmüllers Symphonien überraschen durch ihre Kühnheit und durch ihren Charakter. Sie wirken nicht so sehr durch Melodik, sondern durch das Ereignishafte der Musik, durch das Drama, das darin abläuft. Im Vergleich zur Aufnahme der Hofkapelle Stuttgart unter Frieder Bernius dirigiert Alexander Lonquich weniger forsch, weniger heftig in den Akzenten und auch mit weniger grellen Farben, aber das bekommt der Musik und ihrem romantischen Charakter sehr gut. Lonquich arbeitet mit subtilen dynamischen Veränderungen und einem feinen Rubato, so dass seine Interpretation der von Bernius an Vitalität nicht nachsteht, aber mit mehr Seele und Wärme der Komposition sogar besser gerecht wird.

In Alexander Lonquich’s vivid and colourful reading of Schumann’s Piano Concerto the music’s romantic feeling comes to full blossoming. Similarly, his account of Burgmüller’s unfinished Second Symphony is well shaped and soulful, showing more warmth than Frieder Bernius’s more brisk interpretation.

 

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