Die ‘Taschenphilharmonie’ nennt sich selber « das kleinste Sinfonieorchester der Welt“ und beruft sich auf eine berühmte Tradition: 1920 gründete Arnold Schönberg in Wien den ‘Verein für musikalische Privataufführungen’, der großbesetzte Orchesterwerke mit einem kleinen, aber feinen Ensemble aufführte. Dieses Prinzip der kammermusikalischen Symphonik führt die Taschenphilharmonie fort und entwickelt sie weiter. Nach den Einzelveröffentlichungen mit den Symphonien Nr. 3 und 7 legt das Ensemble jetzt die Gesamteinspielung der Beethoven-Symphonien auf.
Der Eindruck, der sich uns bei den Einzelveröffentlichungen bot, bestätigt sich weitgehend: es sind frische und in ihrer Durchhörbarkeit spannende Aufführungen, die größtenteils durchaus Mehrwert bringen. Es ist dies weder Kammermusik, noch sind die Einspielungen vergleichbar mit Interpretationen von Kammerorchestern auf historischem Instrumentarium. Interessant werden die Interpretationen durch die Verschiebung der Klangebenen und die Neustrukturierung der Klangrede.
Aufs Ganze gesehen, muss man aber auch feststellen, dass die Methode nicht überall mit gleichem Erfolg funktioniert. Es gibt Sätze, in denen das Ohr eigentlich eine große Besetzung erwartet und hier von einem kleineren Ensemble vielleicht zu viel Intensität geboten bekommt, so als wolle die ‘Taschenphilharmonie’ klanglich etwas wettmachen, was eigentlich nicht hätte sein müssen. Das gilt für die Fünfte, die Siebte und ganz besonders für die Neunte, die man sich durchaus kammermusikalischer zu hören gewünscht hätte. Das wirklich Schlimme aber passiert im Finalsatz, in dem so falsch gesungen wird, dass die Milch im Umkreis von einem Kilometer umzugehen riskiert.
Die Musiker der ‘Taschenphilharmonie’ überzeugen aber hier wie auch in anderen Symphonien durch ein sehr niveauvolles Spiel.
Wer also Beethoven mal aus anderen Perspektiven und mit anderer Gewichtung hören will, wird hiermit generell sicherlich nicht schlecht bedient.