Seit Jahren schon spielt Andrea Lucchesini eine Mischung von Scarlatti-Sonaten und den sechs ‘Encores’ von Luciano Berio im Konzertsaal. Nun hat er dieses Programm den Mikrophonen anvertraut. Scarlatti-Berio, das ist gewiss ein interessantes Wechselbad, aber letztlich doch keine musikalische Kneipp-Kur, wie man anfänglich hätte annehmen können.
Zwischen der oft tänzelnden Musik Scarlattis und den irritierend klangpikturalen Berio-Stücken – wovon vier das Thema Erde, Wasser Luft und Feuer behandeln – entsteht eine Polarität, die aber letztlich nicht auseinandertreibt, sondern eher anzieht.
Andrea Lucchesini fordert mithin eine neue Art des Zuhörens und eine durchaus interessante Klangreise ohne Unterbrechung zwischen sechs Sonaten von Scarlatti und den ‘Encores’ von Berio. Er spielt quasi ohne die Hände von der Klaviatur zu nehmen und verbindet ein Stück unmittelbar mit dem anderen, so dass der Hörer den Wechsel vom Komponisten des 18. Jahrhunderts zu einem des 20. Jahrhunderts nicht immer direkt, sondern manchmal erst zeitverzögert wahrnimmt. Gewiss, der Pianist hilft uns dabei, weil er eher homogenisiert als differenziert, aber nur so kann das Experiment funktionieren.
Und wer befürchtete, die Gegenüberstellung von Franz Schubert und Jörg Widmann sei wegen der unterschiedlichen Gefühlswelten noch gewagter als die von Scarlatti und Berio, wird eines Besseren belehrt. Auch hier entsteht eine kontinuierliche Geschichte, und am Ende glaubt man, das sei im Original gar nicht mehr auseinander zu denken.
Lucchesini’s mix of Scarlatti with Berio as well as Schubert with Widmann is quite a stunning experience. In the Italian pianist’s playing opposites seem to attract themselves and form a new and very coherent musical story.