Wer weiß schon, dass Schubert, die letzten Monate seins Lebens ausgenommen, nie ein Klavier besaß, aber eine Wiener Gitarre, die sein Bruder ihm geschenkt hatte? Da mag es erstaunlich erscheinen, dass der Komponist nur ein Werk, ein Terzett, mit begrenzten Anforderungen an die begleitende Gitarre, schrieb, aber viele Werke für das Klavier. Hinsichtlich des Liedrepertoires gibt es schon lange Bearbeitungen, bei denen die Gitarre die Rolle des Klaviers übernimmt. Erst das Gitarren Duo Morat-Fergo hat nun den Weg beschritten, lyrische Klavierstücke des aus der als Biedermeier bezeichneten Epoche stammenden Komponisten auf zwei Gitarren zu übertragen.
Dabei haben sie, um dem Klang der Zeit nahezukommen und auch dem der damals gebräuchlichen Klaviere, die weniger kräftiger Statur und damit auch schmaleren Volumens und kürzeren Nachhalls wegen anders langen als heutige Instrumente, historische Gitarren nachbauen zu lassen, die sie überlieferten Mustern abschauen konnten. Und Schubert ist sozusagen der seit Kindheit geliebte Hausgott ihrer Musikwelt, so dass die Beschäftigung mit seinen Werken für sie ganz natürlich ist.
Drei Impromptus, ‘Moments musicaux’ und eine Auswahl der ‘Valses sentimentales’ zeigen die Bandbreite des Herangehens. Vermutlich durch die Technik nicht nachteilig, mit viel Nachhall, eingefangen, erzeugen die beiden arrivierten Musiker vollklingende Tonkaskaden, die einem historischen Klavier mit kleinerem Volumen in nichts nachstehen. Der Klang der hochwertigen Konzertinstrumente bringt einen überzeugenden variantenreichen Ausdruck, der mit einem Geklampfe einer Gitarre am Lagerfeuer nichts gemeinsam hat. Die Nuancierungskraft und perlende Leichtigkeit ihrer Darbietung überzeugt auch jenen, der diesem Zupfinstrument zurückhaltend gegenübersteht. Ihr Spiel zeigt auch, dass die Gitarre und das Klavier trotz unterschiedlicher Technik des Spiels im zu hörenden Ergebnis nicht so weit auseinander liegen, was die Idee des Arrangements stützt.