Mit einer musikalischen Reise durch die ganze EU begeisterten die jungen Musiker des ‘Alpenarte’-Festivals in Schwarzenberg ihr Publikum. Remy Franck berichtet.

28 musikalische Miniaturen von bekannten und weniger bekannten Komponisten bildeten das Programm dieser musikalischen Reisen durch die ganze Europäische Union. Es ist nicht leicht für die Musiker, sich in einem solchen Programm zu profilieren, und wenn die hohe musikalische Qualität durchwegs gewährt blieb, so gelang es doch einigen Musikern, besonders zu faszinieren und ihre starke Persönlichkeit auch in kurzen Musikstücken zu zeigen.

Zwei dialogierende Kammermusiker: Benedict Kloeckner & Jacob Shaw (c) Andreas Domjanic

Neben Yury Revich, der mehrmals mit seinem Spiel beeindruckte, zeigten die Cellisten Benedict Kloeckner und Jacob Shaw erneut, welch hoch expressive Musiker sie sind, und wie sehr alle beide als experimentierte Kammermusiker ein ganzes Ensemble mitreißen können. Auch die junge Geigerin Sara Domjanic überzeugte mit einem fein differenzierten Geigenspiel.

Zwei Namen werden mir jedoch von diesem ‘Alpenarte’-Festival ganz besonders stark in Erinnerung bleiben. Da ist zunächst einmal der 1990 geborene armenische Pianist Levon Avagyan, Stipendiat der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein und Erster Preisträger des ‘Musikwettbewerbs Maria Canals’ in Barcelona.

Levon Avagyan ist sicherlich ein virtuoser Pianist, der dieses spieltechnische Talent aber nie missbraucht, um bloß zu glänzen. Er hat eine tief musikalische Ausdruckskraft und kann die Musik aufs Feinste nuancieren. Dazu stehen ihm offenbar unbegrenzte farbliche und dynamische Gestaltungsmittel zur Verfügung, die das Publikum unmittelbar in Bann ziehen. Er ist eine jener Pianisten, dem ich von Herzen wünsche, dass er eine internationale Karriere machen kann.

Der zweite Namen, den man sich merken sollte, ist der des ‘Duo Aliada‘, mit dem polnischen Saxophonisten Michal Knot und dem serbischen Akkordeonisten Bogdan Laketic.

Dieses 2013 gegründete Duo hat ein technisch derart hohes Niveau, dass ihm musikalisch alles möglich ist und die beiden Musiker immer den Eindruck machen, mit einer einzigartigen Kreativität wie improvisatorisch zu spielen. Es ist ein ‘Jetzt und 100%’-Musizieren, das den Zuhörer absolut mitreißt. Fantastisch!

Am dritten Abend des ‘Alpenarte’-Festival wurde es sehr intim, weil das Publikum wie bei einem Hauskonzert mit den Künstlern auf der Bühne saß, eng rundum die italienische Gambistin Maddalena Del Gobbo, den Geiger Yury Revich und den Cembalisten Max Volbers.

Maddalena Del Gobbo & Max Volbers
(c) Andreas Domjanic

In einem Programm mit Werken von Marais, Forqueray, Couperin und Royer bewiesen Del Gobbo und Volbers eine solide Kunstfertigkeit. Doch letztlich war es hier einmal mehr Yury Revich, der faszinierte, auch wenn er in Sonaten von Biber und Tartini auf seiner mit Stahlsaiten bezogenen Stradivari nicht unbedingt den Kriterien für barocke Aufführungspraxis gerecht wurde. Doch seine stupende Agilität und sein feines Nuancieren waren faszinierend.

 

Yury Revich
(c) Andreas Domjanic

Es ist wirklich selten, einen so reinen Klang und ein so intonationssicheres Spiel zu hören. Hinzu kommen Empfindsamkeit sowie glühende Leidenschaft. Die Töne, die Revich seiner ‘Princess Aurora’ entlockt, sind einfach himmlisch, denn sein hochsensibles und stets von einem ernsthaften Ansatz geleitetes Interpretieren profitiert von diesem warmen, aufblühenden und sonoren Klang, der Revich heute schon zu einem der ganzen großen Geiger unserer Zeit macht und Vergleiche mit den Größten erlaubt.

http://www.alpenarte.at/

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