Dass Volkslieder durchaus witzig und auf alle Fälle höchst ansprechend klingen können, beweist die neue CD des Knabenchors Hannover. Als Teil des Liederprojekts, einer Noten- und CD-Kollektion, mit der der Carus-Verlag und Partner seit zehn Jahren das eigene Singen wieder mehr in den Fokus rücken wollen, zeigt dieser herausragende Klangkörper aus dem Norden einmal mehr höchstes Niveau. Unterstützt wird er dabei ebenfalls von den Besten: Canadian Brass.
Das Besondere an der Titelwahl ist, dass auf das ‘Absingen’ sattsam bekannter Sätze verzichtet wurde. Stattdessen hat man Andreas N. Tarkmann damit beauftragt, für Chorbuch und CD eigene Arrangements zu schreiben. Dabei vermeidet der Komponist bewusst die Wiederholung in den einzelnen Strophen, sondern variiert innerhalb des Liedes, was dem Satz immer wieder neue Wendungen gibt.
Beginnt die CD ganz klassisch mit ‘Kein schöner Land’, folgen neben einzelnen Beiträgen (u. a. ‘Kein Feuer, keine Kohle’, ‘Es waren zwei Königskinder’) nun in jeweils einem Track zusammengefasste Potpourris aus Seemanns-, Handwerker-, Tier- und Abendliedern, die von den Bläsern jeweils elegant verbunden werden. Dass hier auch ‘Die Affen rasen durch den Wald’ erklingt, mag überraschen, aber ist nicht auch ein seit Jahrzehnten geträllertes Kinderlied irgendwann ein Volkslied? Im mehrstimmigen Satz hat man das übrigens sicherlich noch nie gesungen oder gehört.
Im ansprechenden Textheft erläutert Dirigent Jörg Breiding, warum es dringend nötig ist, sich um den großen Schatz der identitätsstiftenden Volkslieder zu kümmern, während Andreas N. Tarkmann sich über die Anforderungen an ein modernes Arrangement auslässt. So sind die Sätze bewusst nicht zu schwer gehalten, ohne Anspruch sind sie allerdings auch nicht. Die parallel zu den Carus-Notenheften aufgelegten CDs sollen ja immer auch als Referenzeinspielung gelten – die Messlatte, die der Knabenchor Hannover hier in puncto Intonation, Diktion, Transparenz und Klanglichkeit setzt, hängt ziemlich hoch.