Blomstedts Aufführung der Neunten Symphonie von Gustav Mahler ist hoch konzentriert und detailreich. Der erste Satz fließt ruhig, die Höhepunkte bedachtsam ansteuernd. Aber auch wenn ganze leise musiziert wird, ist Spannung vorhanden, die sich subtil verändert und jeder Phrase in Mahlers komplexem Klanggeflecht Bedeutung gibt.
Der zweite Satz ist in dieser Blomstedt-Interpretation etwas ganz Besonderes. Zunächst mag es verwirren, wie wenig Ironie und Sarkasmus zu hören sind. Die Musik tanzt fröhlich dahin, mit vielen Klangfiguren, deren Ernsthaftigkeit klanglichen Reichtum bringen, aber nichts Schräges, nichts Derbes.
Und trotzig ist die Burleske auch nicht, anfangs sehr farbig und virtuos, aber mit klarem Aufbau und einer klanglichen Kultiviertheit, die es bei anderen Dirigenten so nicht gibt. Die Steigerung zum Schluss wird zwar wild, aber nie grimmig.
Das gewaltige Adagio kommt gleich mit höchster Intensität. Blomstedt weiht den Klang der Schönheit, allerdings in totaler Transparenz, sein Sterben klingt nicht verbittert und grausam. Und wenn sich Mahlers Musik dann aufbäumt, wird sie total krank, aber der Abschied wird akzeptiert, er ist friedvoll, jedoch nicht sentimental, eher schlicht, dafür aber nicht weniger ergreifend.
Eine ganz vorzügliche Neunte Mahler ist dies denn auch, voller Altersweisheit.