Fanny M.; Ludwig van Beethoven: Quartett op. 18 Nr. 1 in F-Dur (Arr. Laurent Arandel); Richard Dubugnon: Lettre à l’Immortelle Bien Aimée; Fanny Mendelssohn: Quartett in Es-Dur (Arr. Laurent Arandel); Didier Sandre, Erzähler, Quatuor Anches Hantées (Nicolas Châtelain, Klarinette, Sarah Lefèvre, Klarinette, François Pascal, Bassetthorn und Klarinette, Elise Marre, Bassklarinette); 1 CD QAH 3760347745053; Aufnahmen 2022, Veröffentlichung 24.04.2023 (68'02) - Rezension von Remy Franck

Das Quatuor Anches Hantées spielt in diesem Programm zwei Streichquartette in extrem gut gemachten Bearbeitungen von Laurent Arandel. Beethovens Streichquartett op. 18/1 bekommt durch den ungewohnten Klang der vier Blasinstrumente einen neuen und ganz besonderen, ja bereichernden Charakter. Das erste der Quartette op. 18 eignet sich wohl besonders gut für eine so dramatisch pulsierende Gestaltung mit neuen Farbwerten und ungewohnter Rhythmik.

Danach folgt die Ersteinspielung des dreiteiligen Werks Lettre à l’Immortelle Bien-Aimée (Brief an die unsterbliche Geliebte), der Bezug nimmt auf den Brief, der nach seinem Tod in Beethovens Papieren gefunden wurde, nie abgeschickt wurde und dessen Adressatin  nie bekannt wurde.

Richard Dubugnon benutzte den Brief für ein Melodram für Klarinettenquartett und Erzähler. Im Begleittext heißt es: « In einer langsamen Ausdrucksbewegung, die von schnelleren und hektischeren Bewegungen durchzogen wird, tritt die Musik in einen Dialog mit den zehn Seiten dieses Briefes und nimmt uns mit in die Intimität seiner Leserin. » Der Schauspieler Didier Sandre liest den Text (in französischer Sprache) sehr eindringlich. Leider ist der Text nicht im Booklet abgedruckt. Er ist allerdings hier zu finden: http://www.lvbeethoven.com/Amours/Lettres.html

Dubugnon ist es gut gelungen, diesen leidenschaftlichen Liebesbrief musikalisch dramatisch zu untermalen.

Zum Abschluss erklingt Fanny Mendelssohns einziges Streichquartett aus dem Jahre 1834 in einer Transkription für Klarinettenquartett. Fannys Bruder Felix hatte diese Komposition wegen ihrer ungewohnten Form ziemlich heftig kritisiert hatte, was Fanny zu einer schlimmen Selbstkritik trieb:  » …es fehlt mir die Kraft, die Gedanken gehörig festzuhalten, ihnen die nöthige Consistenz zu geben ». Das Quartett verzichtet auf einen Hauptsatz in Sonatenform und erscheint formal eher – wie es der Herausgeber des Werkes, Günter Marx, 1988 formulierte – « als eine Zusammenstellung von Fantasiestücken“.

Gerade die Transkription für Klarinettenquartett zeigt noch mehr als das Original die gewagte Neuartigkeit dieser Musik, deren Eindringlichkeit sich dem Hörer in dieser Aufnahme in einem neuen Elan unvergesslich einprägt.

In this program, the Quatuor Anches Hantées plays two string quartets in extremely well done arrangements by Laurent Arandel. Beethoven’s String Quartet op. 18/1 takes on a new and very special, indeed enriching, character through the unusual sound of the four wind instruments. The first of the Op. 18 quartets lends itself particularly well to such a dramatically pulsating arrangement with new colors and unfamiliar rhythmic patterns.

This is followed by the premiere recording of the three-part work Lettre à l’Immortelle Bien-Aimée (Letter to the Immortal Beloved), which refers to the letter found in Beethoven’s papers after his death, never sent, and whose addressee was never known.

Richard Dubugnon used the letter for a melodrama for clarinet quartet and narrator. The accompanying text states, « In a slow expressive movement interspersed with faster and more frantic movements, the music enters into a dialogue with the ten pages of this letter, taking us into the intimacy of its reader. » Actor Didier Sandre reads the text (in French). Unfortunately, the text is not printed in the booklet. However, it can be read here: http://www.lvbeethoven.com/Amours/Lettres.html

Dubugnon has succeeded well in providing a dramatic musical background to this passionate love letter.

Finally, Fanny Mendelssohn’s only string quartet from 1834 is heard in a transcription for clarinet quartet. Fanny’s brother Felix had criticized this composition rather severely because of its unusual form, which drove Fanny to a terrible self-criticism: « …I lack the strength to hold the thoughts properly, to give them the necessary consistency ». The quartet does without a main movement in sonata form and appears formally rather – as the editor of the work, Günter Marx, put it in 1988 – « as a compilation of fantasy pieces ».

Especially the transcription for clarinet quartet shows even more than the original the daring novelty of this music, whose forcefulness impresses itself unforgettably on the listener in this recording with a new élan.

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