Das Altomonte Ensemble, bestehend aus dem Dirigenten Rémy Ballot, hier in seiner Funktion als Geiger, der Geigerin Iris Schützenberger, der Bratschistin Stefanie Kropfreiter, dem Bratschisten Peter Aigner und dem Cellisten Jörgen Fog, hat zwei Kammermusikwerke Anton Bruckners eingespielt.
Die Literatur über das Streichquartett spricht nicht gerade positiv von Bruckners Streichquartett, das 1862 fertig gestellt wurde. Als Schülerarbeit wurde es bezeichnet, nett vielleicht, aber kaum ernst zu nehmen. Sogar in einschlägigen Büchern stehen darüber nur wenige und meistens wenig schmeichelhafte Zeilen.
Selbst im Booklet dieser CD ist zu lesen, das Quintett sei Bruckners einziges ‘vollgültiges’ Kammermusikwerk. Das mag daran liegen, dass das Quartett noch nicht der Bruckner-Sprache zugehörig ist und nicht als Bruckner identifizierbar ist. Dass es dennoch ein inspiriertes Werk ist und voller interessanter Einfälle, kann man nicht abstreiten. Und gerade das wird in dieser für mich bislang besten Aufnahme des übrigens erst 1951 vom Koeckert Quartett in Berlin uraufgeführten Werks sehr deutlich.
Die Musiker um Rémy Ballot lassen nichts unversucht, um das Quartett eindringlich werden zu lassen. Gleich die ersten Takte strahlen so viel Wärme und Anteilnahme aus, dass man wie gebannt zuhört und sofort erahnt, dass es hier nicht zu einer bloß netten Darbietung kommen wird. Die Altomontes nehmen sich auch Zeit, um diesen Satz liebevoll zu erkunden. Während er in den meisten Aufnahmen etwas über 9 Minuten dauert, braucht das Ensemble um Rémy Ballot 11’20 », und dabei empfindet man die Musik nie als zu langsam, im Gegenteil, sie wird mitteilsamer und empfindungsreicher. Das Andante wird so zart und behutsam formuliert, dass man dazu kaum zu atmen wagt. Darauf folgt ein schnelles, tänzerisch beschwingtes Scherzo, dessen Figuren in wunderbarer Transparenz sehr deutlich werden. Sehr schön finde ich auch das Trio, das in anderen Aufnahmen beiläufiger klingt und nicht so viel Charme verströmt wie hier. Ein gut gelauntes Rondo mit einem zarten, hier direkt melancholischen Seitenthema bringt das Quartett zu Ende.
Dass das Quintett dem Quartett insgesamt überlegen ist, daran besteht kein Zweifel. Dennoch sollte man das c-Moll-Werk nicht als Aschenputtel zur Seite schieben. Dem Altomonte Ensemble sei die Aufwertung gedankt.
Nicht weniger ansprechend ist ihre Darbietung des Quintetts, dessen erster Satz ungemein inspiriert wirkt, tief empfunden und von berückender Melancholie, mit durchaus auch schmerzlichem Aufbäumen und anderseits gemütlichem Zurücklehnen.
Das tänzerische, gut gelaunte Scherzo mit seinem rustikalen Trio ist hinreißend, und mit seinen Farben, seinen dynamischen Abstufungen und einer immer ansprechenden Rhetorik macht das Altomonte Ensemble wirklich was aus diesem Satz, lässt ihn mitunter sogar regelrecht mysteriös werden.
Das tiefschürfend ausgelotete Andante wird zum emotionalen Höhepunkt dieser Aufführung, während das Rondo in der Altomonte-Interpretation ganz besonders kontrastreich wird.
Und so leistet Gramola mit dieser CD einen bemerkenswert wichtigen Beitrag zur Diskographie der Brucknerschen Kammermusik.
The Altomonte Ensemble, consisting of conductor Rémy Ballot, here in his capacity as violinist, violinist Iris Schützenberger, violist Stefanie Kropfreiter, violist Peter Aigner and cellist Jörgen Fog, has recorded two chamber works by Anton Bruckner.
Mostly, musicologists do not speak favorably of Bruckner’s string quartet, which was completed in 1862. It has been called a student work, nice perhaps, but hardly to be taken seriously. Even in relevant books there are only a few and mostly unflattering lines about it.
The booklet of this CD also says that the quintet is Bruckner’s only ‘fully valid’ chamber work. This may be because the quartet does not yet belong to the Bruckner idiom and is not identifiable as Bruckner. That it is nevertheless an inspired work and full of interesting ideas cannot be denied. And it is precisely this that is made very clear in this recording, for me the best to date of the work, which, by the way, was first performed by the Koeckert Quartet in Berlin only in 1951.
The musicians around Rémy Ballot are determined to make the quartet memorable. The very first bars radiate so much warmth and sympathy that one listens spellbound and immediately senses that this is not going to be just a nice performance. The Altomontes take time to lovingly explore this movement. While in most recordings it lasts a little over 9 minutes, the ensemble around Rémy Ballot takes 11’20 », and yet the music never feels too slow, on the contrary, it becomes more sympathetic and sensitive. The Andante is formulated so tenderly and carefully that one hardly dares to breathe. This is followed by a fast, dance-like Scherzo, whose figures become very clear in wonderful transparency. I also find the Trio very beautiful, which in other recordings sounds more casual and does not radiate as much charm as it does here. A good-humored Rondo with a tender here directly melancholy secondary theme brings the quartet to a close.
There is no doubt that the quintet is superior to the quartet as a whole. Nevertheless, the C minor work should not be pushed aside as a Cinderella. The Altomonte ensemble is to be thanked for the upgrade.
No less appealing is their performance of the quintet, the first movement of which seems immensely inspired, deeply felt, and of a rapturous melancholy, with a thoroughly painful surge on the one hand and a comfortable reclining on the other.
The dance-like, good-humored Scherzo with its rustic Trio is ravishing, and with its colors, its dynamic gradations and its always appealing rhetoric, the Altomonte ensemble really makes something of this movement, at times even allowing it to become downright mysterious.
The profoundly explored Andante becomes the emotional climax of this performance, while the Rondo becomes particularly rich in contrast.
And so, with this CD, Gramola makes a remarkably important contribution to the discography of Bruckner’s chamber music.