Zwei außerordentliche Musiker bilden seit langem ein Gespann, der Cellist Nicolas Altstaedt und der Pianist Alexander Lonquich. Natürlich dürfen auch sie im Jubiläumsjahr nicht fehlen und legen alle für Cello und Klavier komponierten Werke von Ludwig van Beethoven vor. Das sind neben den fünf Sonaten drei Variationenzyklen; der eine auf ein Thema von Händel aus Judas Maccabäus, die beiden anderen auf zwei berühmte Arien aus Die Zauberflöte von Mozart. Daran enthalten sind dann nicht Umschreibungen auf das Cello, wie z. B. die der Hornsonate, die erst rezent das Duo Elschenbroich Grynyuk mit den Sonaten vorgelegt hat (Rezension).
Altstaedt mit einem mit Darmsaiten bespannten Guadagnini-Cello und Lonquich auf dem Fortepiano eröffnen mit dieser Instrumentenwahl den Weg in die zeitgenössische Darstellung, die das für diese Zeit Besondere gut heraushören lässt, nämlich die partnerschaftliche beider Instrumente. Doch wie bei Beethoven üblich, setzt er weitere Akzente, um sich von der Konvention zu lösen. Er löst die übliche Kombination schnell-langsam auf und auch die Gestaltung innerhalb der Sätze nimmt die Vorgaben der Historie eher als Ansatz denn als Ziel.
Altstaedt und Lonquich lehnen sich trotz der Studiosituation der Aufnahme weit vor und erzielen so eine Direktheit und Spontanität, die man eigentlich nur im Konzert erwarten würde. Das wie aneinander gebunden enge Zusammenspiel mit immer horchendem Kontakt fördert eine intensiv wie aus dem Moment heraus entstandene Interpretation, die ebenso die weitgespannte Linie großer Entwicklung beherrscht wie auch die herausberstende Attacke. Die beiden Musiker scheuen sich auch, auf Risiko zu spielen, so dass der Zuhörer in einigen wenigen Augenblicken fast erschrickt, weil man den Eindruck hat, gleich kippt die Technik und das Zusammenspiel fällt auseinander – und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Solche Schreckmomente fördern aber die Wahrhaftigkeit und zeigen, dass diese Sonaten nicht nur mit intensiver musikalischer Durchdringung zu erobern sind, sondern dass es zu allererst einer technisch sicher gestaltenden Hand bedarf. Dass diese vier Hände von Altstaedt und Lonquich keine Zweifel ob ihrer Fähigkeiten aufkommen lassen, überrascht nicht.
Dass die Sonaten mit früher, mittlerer und später Opuszahl ein weite Spanne im Schaffen von Beethoven abdecken und damit auch ganz unterschiedliche Phasen seiner Entwicklung, wird in der Interpretation umso deutlicher. Die drei Variationen-Kompositionen vervollständigen diesen Eindruck. Nicht etwa als leichte Kost sind diese ebenso kunstvoll geflochten wie die Sonaten. Deshalb widmen Ihnen die Interpreten die gleiche Aufmerksamkeit wie den Sonaten.
Vielleicht lässt sich hier und da eine noch makellosere Interpretation finden, die abgesicherter klingt. Aber diese Aufnahme zieht in ihren Bann, bietet Spannung und überzeugt dadurch mehr als Sicherheit.