Den Begriff ‘con molti stromenti’, also für viele Instrumente, verbindet man vielleicht eher mit Telemann als mit Vivaldi. Doch auch der Venezianer hat eine Facette seines Schaffens dieser vielschichtigen Welt vorbehalten. So vielfältig sind die instrumentalen Kombinationen und daraus resultierenden Klangeffekte. So etwa, wenn er im titelgebenden Konzert Il Mondo al rovescio – die Welt auf dem Kopf – mit Flöten, Oboen und Cembalo in parallelen Oktaven Violine und Cello verdoppelt und so ein geradezu stürmisches Hörerlebnis schafft, vielleicht als Vorläufer der Symphonie hörbar.
Dass eine Geigerin wie Amandine Beyer mit ihrem Ensemble Gli Incogniti sich aufmacht, diese Welt zum Klingen zu bringen, ist sicherlich kaum überraschend. Wenn überhaupt, dass es so lange gedauert hat, sich diesen Werken zu nähern. Das mag daran liegen, dass diese Kompositionen alles andere als einfach zu spielen sind. Hatte Beyer einmal gesagt, die Musik von Corelli sei ihr tägliches Brot, dann sind das hier Festspeisen. Und wie das bei reichlich gedecktem Tisch ist, daran hat man mehr zu knabbern. Das ist abwechslungsreich, schmackhaft, ausgefallen. Aber es ist auch nicht so einfach zu verdauen. Bei insgesamt sehr hoher künstlerischer und spielerischer Qualität hört man hier und da doch die Mühen. Etwa die Naturhörner hat man an anderer Stelle schon solider in der Intonation wahrgenommen. Oder auch manche Solopassage der Geigerin erklingt anfangs nicht so überlegen.
Doch sind die Anmerkungen nichts vor dem Hintergrund dieses frischen und belebenden Wirbelwindes, den diese CD ausströmt und den roten Priester von einer Seite zeigt, die in ihrer Vielseitigkeit an Telemann und gerade beim eröffnenden Concerto in D Major, RV 562 (Per la Solennità di S. Lorenzo) wie eine Feierhymne an den König aus der Feder von Händel auftritt. So bietet diese Aufnahme Vivaldi abseits der ausgetretenen Pfade. Selbst das Violinkonzert in A-Dur RV 344 bietet Anklänge an das Modell Vivaldi, aber auch einen differenzierten Blick darauf. Hier zeigt Beyer ihr herausragendes Können auf, um das virtuose Solo in charmant musikalischer Gestaltung ohne aufgesetzte Effekte zu präsentieren.
The term ‘con molti stromenti’, that is, for many instruments, is perhaps more commonly associated with Telemann than with Vivaldi. But the Venetian also reserved one facet of his creative work for this multi-layered world. So varied are the instrumental combinations and resulting sound effects. For example, when in the title concerto Il Mondo al rovescio – the world upside down – he doubles violin and cello in parallel octaves with flutes, oboes and harpsichord, thus creating an almost stormy listening experience, perhaps audible as a precursor to the symphony.
That a violinist like Amandine Beyer and her ensemble Gli Incogniti should set out to make this world resound is surely hardly surprising. If anything, that it has taken so long to approach these works. That may be because these compositions are anything but easy to play. If Beyer had once said that Corelli’s music was her daily bread, these are a banquet. And as it is with a richly laid table, there is more to nibble at. This is varied, tasty, fancy. But it is also not so easy to digest. With altogether very high artistic and playful quality one hears here and there nevertheless the efforts. For example, the natural horns have been heard elsewhere with more solid intonation. Or some of the violinist’s solo passages do not sound so superior at the beginning.
But the remarks are nothing against the background of this fresh and invigorating whirlwind that this CD generally shows, displaying the red priest from a side that is reminiscent of Telemann in its versatility and, especially in the opening Concerto in D Major, RV 562, Per la Solennità di S. Lorenzo, like a celebratory hymn to the king from the pen of Handel. Thus, this recording offers Vivaldi off the beaten path. Even the Violin Concerto in A major RV 344 offers echoes of the Vivaldi model, but also a nuanced look at it. Here Beyer offers up her outstanding skills to present the virtuoso solo in charmingly musical fashion without contrived effects.