« Robert Schumann, welcher sonst sehr still ist, war ausnahmsweise gesprächig und forderte mich auf, ihn zu besuchen.“ – Carl Reinecke hatte Robert Schumann in Leipzig kennengelernt. Beide Musiker trafen sich gerne zum Plaudern und Fachsimpeln in Schumanns Stammlokal, dem Kaffeebaumm. Carl Reinecke war ein großer Fan von Schumanns Musik und einer der Wenigen, die sie zu Lebzeiten des oft missverstandenen Komponisten aufführten.
Musikalisch begegnen wir Carl Reinecke in dieser Einspielung als einem extrovertierten Romantiker, der auch vor der großen Geste nicht Halt macht. So stellt ihn uns jedenfalls Andrea Kauten im Konzertstück op. 33 vor – vital, virtuos, mit viel Energie und Ausstrahlung.
Einen wunderbaren Kontrapunkt setzt die Schumann-Kennerin mit den poetischen, introvertierten Variationssätzen von Robert und Clara Schumann. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, ein kluges und kohärentes CD-Programm zu gestalten.
Andrea Kauten ist ohnehin ein großartige Gestalterin. Schumanns Geistervariationen interpretiert sie im wahrsten Sinn des Wortes mit sehr viel Fingerspitzengefühl. Ihre Interpretation ist der Spiegel eines sensiblen Künstlers, der seine innere Mitte in der Musik fand und in der Seelenverwandtschaft mit Clara Schumann, deren Schumann-Variationen Andrea Kauten mit nicht minder viel Einfühlungsvermögen spielt.
Den Schlusspunkt setzt das frühe Klavierkonzert von Clara Schumann, hier in der Fassung für Kammerorchester, die dem lyrischen Mittelsatz sicher entgegenkommt. Insgesamt fehlt es dem Werk in dieser Fassung jedoch an Charisma. Es klingt etwas schwach auf der Brust. Dennoch erweist sich Andrea Kauten auch hier als eine Pianistin mit offenen Ohren für Zwischentöne, Stimmungen und Klangfarben.