Andrei Boreyko dirigiert auf seinem ersten Album mit den Warschauer Philharmonikern ein interessantes Programm mit drei selten zu hörenden Originalkompositionen und drei ebenfalls seltenen Transkriptionen für Orchester.
Der polnisch-schweizerische Komponist und Dirigent Paul Kletzki hörte 1943 auf zu komponieren. Der Nationalsozialismus habe seinen Geist und seinen Willen zum Komponieren zerstört, behauptete er. Zunächst wurde zudem angenommen, die meisten seiner Kompositionen seien im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Bei Ausgrabungen in Mailand im Jahr 1965 fand man jedoch eine Truhe mit den Partituren, die er 1941 im Keller des Hotels Metropole zurückgelassen hatte. Kletzki nahm wieder Besitz von der Truhe, weigerte sich aber sie zu öffnen, weil er fürchtete, dass seine Partituren zu Staub geworden seien. Nach seinem Tod im Jahr 1973 öffnete seine Frau Yvonne die Truhe und fand die Partituren gut erhalten vor.
Seine Sinfonietta für Streicher stammt aus dem Jahre 1923, und die Konzertmusik op. 25 von 1932. Die Tonsprache der Sinfonietta ist mit vielen Dissonanzen recht fortschrittlich, aber im Ausdruck ist das Werk noch postromantisch und sehr ausdrucksvoll. Und so wird es auch von Andrei Boreyko dirigiert.
In der noch moderner klingenden Konzertmusik kann der Dirigent mit schönen Farben und viel Ausdruck jede Sprödigkeit vermeiden.
Die von Olga Pasiecznik exzellent gesungenen Japanischen Lieder von Jan Adam Maklakiewicz (1899-1954) haben eine interessante asiatische Färbung, auch wenn die Texte auf Polnisch gesungen werden, aber sich letztlich für uns fast wie Vokalisen anhören.
Tief empfunden klingt Bruckners Adagio aus dem Streichquintett in der hervorragenden Orchestrierung von Stanislaw Skrowaczewski. Die von ihm orchestrierten Madrigale von Carlo Gesualdo sind in dieser Orchesterfassung gewöhnungsbedürftig. Hätte Boreyko nicht so sehr auf Gesualdo sondern eher auf Skrowaczewski geschaut, wäre ihm vielleicht eine vitalere Interpretation gelungen.
Die von Gregor Fitelberg orchestrierten Schumann-Variationen von Brahms sind wiederum interessanter und erklingen in aufgefrischten Brahms-Farben. Boreyko gelingt eine spannende Wiedergabe dieser Komposition.
Andrei Boreyko conducts an interesting program of three rarely heard original compositions and three equally rare transcriptions for orchestra on this first album with the Warsaw Philharmonic.
Polish-Swiss composer and conductor Paul Kletzki stopped composing in 1943. National Socialism had destroyed his spirit and his will to compose, he claimed. At first, it was also assumed that most of his compositions had been destroyed during World War II. However, during excavations in Milan in 1965, a chest was found containing the scores he had left in the basement of the Hotel Metropole in 1941. Kletzki took possession of the chest again, but refused to open it because he feared that his scores had turned to dust. After his death in 1973, his wife Yvonne opened the chest and found the scores well preserved.
His Sinfonietta for Strings dates from 1923, and the Concert Music op. 25 from 1932. The tonal language of the Sinfonietta is quite progressive with many dissonances, but in expression the work is still post-Romantic and very dramatic. And this is how it is conducted by Andrei Boreyko.
In the even more modern sounding concert music, the conductor is able to avoid any brittleness with beautiful colors and much expression.
The Japanese Songs by Jan Adam Maklakiewicz (1899-1954), excellently sung by Olga Pasiecznik, have an interesting Asian flavor, even though the texts are sung in Polish, but ultimately sound almost like vocalises to us.
Bruckner’s Adagio from the String Quintet sounds deeply felt in Stanislaw Skrowaczewski’s excellent orchestration. The madrigals by Carlo Gesualdo that he orchestrated take some getting used to. Had Boreyko focused on Skrowaczewski rather than Gesualdo, he might have succeeded in a more vital interpretation.
Brahms’s Schumann Variations, orchestrated by Gregor Fitelberg, are again more interesting and sound in refreshed Brahms colors. Boreyko succeeds in an exciting interpretation of this composition.