Anne Queffélec, die Grande Dame unter den französischen Pianistinnen, geht bei ihren Einspielungen sehr überlegt vor und stellt Qualität vor Quantität. Ihre Auseinandersetzung mit den drei letzten Klaviersonaten besitzt Referenzcharakter und muss zu den wirklich wichtigen Einspielungen dieser Werke gerechnet werden.
Sie sieht Beethovens letzte Sonaten quasi als ein zusammenhängendes Werk. Alle Sonaten und Sätze gehen fast nahtlos ineinander über, so dass man den Eindruck eines einzigen Werkes erhält
Stimmungen, Atem, Themenentwicklung, Duktus, Anne Queffélec spielt die drei Sonaten mit einem großen Bogen und zeigt, dass Beethoven in ihnen scheinbar seine ganze Welt zu Klang macht. Alles wird sehr gleichmäßig entwickelt, und man spürt ab dem 1. Satz der Sonate op. 109, dass die Interpretin auf etwas hinsteuert. Dieser Eindruck verfestigt sich bei jedem weiteren Satz. In der Tat scheint Anne Queffélec auf das immense Schluss-Adagio im Opus 111 hinzusteuern, Beethovens pianistischem und einmaligem Geniestreich, von der Pianistin hier als Coda, Vermächtnis und Erlösung interpretiert. Eine überragende Leistung, zumal sich mittlerweile 74-jährige Pianistin spieltechnisch in einer Topverfassung befindet und ihren Ansatz auch hundertprozentig umsetzen kann. Für mich ist dies eine der schönsten, tiefgründigsten und ergreifendsten Aufnahmen von Beethovens drei letzten Sonaten.
Anne Queffélec, the Grande dame among French female pianists, is very deliberate in her recordings and puts quality before quantity. Her performance of Beethoven’s last three piano sonatas has reference character and must be counted among the really important recordings of these works.
She sees Beethoven’s last sonatas virtually as one coherent work. All sonatas and movements merge almost seamlessly into one another, so that one gets the impression of a single work
Moods, breath, thematic development, ductus, Anne Queffélec plays the three sonatas with a great arc, showing that Beethoven seems to make his whole world sound in them. Everything is developed very evenly, and one senses from the 1st movement of the Sonata op. 109 that the performer is heading for something. This impression solidifies with each subsequent movement. Indeed, Anne Queffélec seems to be heading toward the immense final Adagio in Opus 111, Beethoven’s pianistic and unique stroke of genius, interpreted here by the pianist as a coda, legacy and redemption. An outstanding performance, especially since the meanwhile 74-year-old pianist is in top playing condition and can implement her vision of the music one hundred percent. For me, this is one of the most beautiful, profound, and moving recordings of Beethoven’s last three sonatas.