Breaking the silence – Werke von Korngold, Ullmann & Schulhoff; Clarion Quartett (Jennifer Orchard und Marta Krechkovsky, Violine, Tatjana Mead Chamis, Viola, Bronwyn Banerdt, Violoncello; 1 CD Klanglogo KL1415; Aufnahme 16&17/07/2017, Veröffentlichung 23/02/2018 (56'00) – Rezension von Jan-Geert Wolff

‘Breaking the silence’, zu deutsch ‘Die Stille durchbrechen’ – der Titel der Debüt-CD des ‘Clarion Quartetts’ ist gleichsam Programm, nicht nur dieser Aufnahme: Die vier Damen des Ensembles haben es sich zur Aufgabe gemacht, Komponisten zu pflegen, die von Gewaltsystemen und Repression zum Verstummen gebracht wurden, erklärt die Violinistin Tatjana Mead Chamis. Auf dieser CD versammelt das junge Quartett Erwin Schulhoff (1894-1942), Viktor Ullmann (1889-1944), Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) und David Zehavi (1910-1977).

Die Tanzsätze, die Schulhoffs ‘Five Pieces for String Quartet’ zugrunde liegen, geraten federnd und agil, was das ‘Clarion Quartett’ durch bewusste agogische Schwankungen noch unterstreicht. Dabei lässt es den Hörer wunderbare Details wie den ersterbenden Ton eines Akkordeons am Ende von Nummer 4 (Alla Tango Milonga) entdecken. Und Nummer 5 (Alla Tarantella) erinnert mit seiner exakten Rasanz phasenweise ein wenig an den ‘Hummelflug’ von Rimsky-Korsakov.

Ullmans  Streichquartett Nr. 3 wird von den Damen mit einer packenden Dichte musiziert, die alle Stimmungen des einsätzigen Stückes intensiv einfängt. Die Musik erschließt sich nur dem, der genau zuhört, sie verlangt  ganze Aufmerksamkeit – doch das ‘Clarion Quartett’ nimmt den Zuhörer gleichsam an der Hand und führt ihn behutsam und sicher durch das Labyrinth der Kadenzen. Dadurch bekommt die Interpretation eine besondere Nuance: Sie berührt, besonders das Sostenuto des dritten Streichquartetts Korngolds aus dem Jahr 1945 und das kurze, letzte Stück der CD von Zehavi.

Das Ensemble spielt überzeugend transparent und mit Registern, die von der satten Volltönigkeit bis zum fragilen Piano alle Stufen der Dynamik delikat ausgestalten. Die Homogenität des Quartetts wird noch gesteigert, indem sich die vier Streicherinnen gewinnbringend ergänzen. Ihr lebendiges Spiel dokumentiert den in der Musik zum Ausdruck gebrachten (Über-)Lebenswillen ihrer Schöpfer. Dieses künstlerische Statement erhebt die Debüt-CD des ‘Clarion Quartetts’ über die reine und hohe musikalische Güte.

The dedication to composers whose creativity was silenced by repressive regimes is a characteristic of the Clarion Quartet. With music by Korngold, Ullmann & Schulhoff, the Quartet’s four ladies explore a demanding program in intense and vivid performances.

 

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