Zart und feinfühlig steigt Roberte Mamou in das erste Nocturne aus Opus 368 ein. Wir erleben ungewohnte Klänge von Carl Czerny. Nicht die große Gebärde am Klavier, keine virtuosen Exzesse, sondern stimmungsvolle Abendlieder ohne Kitsch und Sentimentalität. Die Musik geht ihren Gang, unaffektiert, ohne pianistisches Gehabe, ruhig, verträumt mit schwebendem Nachklang.
Ganz ohne Czernysche Brillanz geht’s dann doch nicht. Das mit Motiven von Johann Strauss gespickte Nocturne sentimental et brillant sur la Valse Alexandra schwankt zwischen Wiener Walzerseligkeit und romantischer Expressivität – eine Symbiose, die Roberte Mamou ohne Brüche gelingt. In den acht Charakterstücken Opus 604 zeigt sie ihre feine Gestaltungskraft, indem sie jedem der acht Nocturnes – der Titel ist hier leicht irreführend – seinen spezifischen Charakter, seinen ganz besonderen Klang verleiht.
Roberte Mamou enters delicately and sensitively into the first Nocturne from Opus 368. We experience unusual sounds from Carl Czerny. No grand gestures at the piano, no virtuoso excesses, but atmospheric evening songs without kitsch or sentimentality. The music goes its own way, unaffected, without pianistic posturing, calm, dreamy with a floating echo.
But it doesn’t quite work without Czerny’s brilliance. The ‘Nocturne sentimental et brillant sur la Valse Alexandra’, peppered with motifs by Johann Strauss, oscillates between Viennese waltz bliss and romantic expressiveness – a symbiosis that Roberte Mamou achieves without a hitch. In the eight character pieces Opus 604, she demonstrates her subtle creative power by giving each of the eight nocturnes – the title is a bit misleading – its specific character, its very special sound.