Wer von Jaromir Weinbergers Oper ‘Wallenstein’ etwas ähnlich Attraktives erwartet wie von seinem einzigen großen Erfolg ‘Schwanda, der Dudelsackpfeifer’ wird enttäuscht, auch wenn sich durchaus Operettenklänge unter eine ansonsten Zemlinsky und Richard Strauss-nahe und musikalisch anspruchsvolle Partitur mischen.
Die Oper ‘Wallenstein’ des 1896 in Prag geborenen jüdischen Komponisten wurde im November 1937 im Wiener Musikverein uraufgeführt, ohne Erfolg. Kurz danach flüchtete Weinberger in die USA.
75 Jahre nach der Uraufführung dirigierte Cornelius Meister das Werk im Wiener Konzerthaus. Die Oper basiert auf Schillers Drama-Trilogie, die der Librettist Milos Kares stark komprimiert hat. Das von Max Brod ins Deutsche übertragene Libretto hat deutliche Schwächen. Doch insgesamt präsentiert sich dieser ‘Wallenstein’ als eine durchaus interessante Oper, die in der vorliegenden Liveaufnahme stark herüberkommt.
Der Bariton Roman Trekel singt die Titelrolle mit viel Noblesse. Martina Welschenbach leiht der Thekla ihre kraftvolle, wohlklingende Sopranstimme. Dagmar Schellenberger ist mit ihrer in der Höhe überforderten Stimme als Gräfin Terzky nicht unbedingt eine ideale Besetzung. Benno Schollum singt den Wrangel und den Wachtmeister mit einer etwas abgenutzten, vibratoreichen Stimme. Die übrigen Rollen sind mehr oder weniger gut besetzt.
Die Wiener Singakademie wird ihrem guten Ruf gerecht, und das ORF-Symphonieorchester brilliert unter der zupackenden Leitung von Cornelius Meister.
Opernliebhaber, die mal was Neues entdecken wollen, werden mit dieser Produktion zweifellos gut bedient.