Wie frei darf man mit dem Notentext umgehen, wieviel Rubato, wieviel Dynamik ist erlaubt, um eine neue Lesart von Mussorgskys ‘Bildern einer Ausstellung’ zu erreichen? Denn darauf war Antonii Baryshevskyi wohl aus, als er das Werk für Cavi aufnahm. Der Ukrainer kann sich die Freiheit jedenfalls leisten, denn, was das Abtönen von Farben und dynamische Nuancen angeht, scheinen ihm keine Grenzen gesetzt zu sein. Gewiss, manches ist diskutabel, und der Begriff ‘manieriert’ kommt einem mehr als einmal in den Kopf, aber so viel Persönliches hat auch etwas Entwaffnendes, zumindest dann, wenn es nicht gegen alle Regeln der Kunst geht. Und die kann man bei einem Werk wie ‘Bilder einer Ausstellung’ ja doch relativ weit fassen. Und vielleicht ist der Rezensent ja auch ein klein wenig froh, das Werk nicht zum x-ten Ml in einer Mainstream-Interpretation hören zu müssen.
Bei Scriabin zeigt Baryshevskyi sowieso, dass er durchaus ohne jede Manierismen auskommen kann. Scriabins Klangmagie kommt hier voll zum Tragen und wirkt, wenn auch nicht so stark individuell, doch sehr spontan und spannend. Zweifellos ist der junge Pianist – er ist 27 – ein herausragender Scriabin-Interpret.
Antonii Baryshevskyi is a very individualistic performer and his Pictures of an Exhibition are quite exceptional in terms of colours, shades, rubato and dynamic contrasts. His Scriabin is more moderate in this sense, very sensitive and expressive in a gripping way.