Vater Scarlatti, also Alessandro, war wohl der Komponist, der mit bis zu 800 Kantaten, je nach genauer Zuschreibung, in diesem Bereich nicht zu überbieten ist. Zwischen Rom und vor allem Neapel changierend, schuf er ein reiches Œuvre, das durch stilistische Freiheiten im Sinne der Schärfung der textlich angelegten Effekte neue Wege aufzeigte. Diese haben manchen Zeitgenossen, wie Heinichen, irritiert und andere angesprochen, wie Hasse und Jomelli.
Aus diesem reichen Fundus hat das Ensemble ‘Scherzi musicali’ um Nicolas Achten eine Auswahl von sechs arkadischen Kantaten gewählt. Thematisch kreisen diese im Schäferleben angesiedelten Stücke um Fragen der Liebe. Dabei werden auch humoristische Mittel wie die Erörterung des Umstandes, dass sie unter seinem Weggang leidet und er sich befreit fühlt oder die Frage, wer unter einer Trennung mehr leidet, der Bleibende oder der Gehende, ausgemalt.
Diese abwechslungsreiche Thematik wird durch verschiedenste formelle und musikalische Lösungen, die über die klassische barocke Handhabung bisweilen weit hinausgehen, gelöst. ‘Scherzi musicali’ weiß diese Diversität mit delikatem und zugleich spannungsvollem Spiel zu beleben und damit die ausgefallene Kompositionsweise Alessandro Scarlattis zu beleuchten.
Den Sopranpart hat die junge Belgierin Deborah Cachet übernommen, die schon einige respektable Teilnahmen im internationalen Konzertbetrieb und Preise aufweisen kann. Ihre Interpretationen passen sich in das sensible Spiel des Ensembles ein und zeigen eine sicher agierende Künstlerin, deren Stimme sicher noch an Eleganz und Feinheit weitere positive Entwicklungen zeigen wird. Nicolas Achten ist für Scarlatti in mehreren Rollen, mit Theorbe, Harfe, Orgel und als Dirigent sowie als Bariton singend aktiv. Er beweist seiner Hingabe für diesen Komponisten entsprechend ein sicheres Gespür für die Stimmungslagen der Rollen und präsentiert diese mit angenehmem Timbre.