Frank Martin nutzte die Ruhe der Schweiz, um sein eigenes Idiom zu entwickeln. Einflüsse aus chromatischer und Zwölftonmusik flossen zwar ein, aber nur soweit sie sich in sein System einfügen konnten.
Bohuslav Martinu kam aus der tschechischen Provinz bald in die weite Welt und konnte aufgrund der politischen Umstände nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Ebenso wie Martin entwickelte er einen sehr persönlichen Stil, obwohl auch er in Debussy, Roussel und Stravinsky Anlehnungspunkte hatte. Außer dem gemeinsamen Geburtsjahr und dem ähnlichen Namen verbindet die beiden nicht allzu viel.
Nur zwei Kompositionen für a cappella-Chor hat Martin geschrieben, die beide auf dieser Aufnahme zu hören sind. Während die Messe auf Muster aus Gregorianik, Renaissance und Johann Sebastian Bach schaut, sind die ‘Lieder für Ariel’ nach der Figur aus ‘Der Sturm von Shakespeare’ sehr persönliche, geradezu intime Werke, die nichtsdestotrotz mit acht oder gar zehnstimmigen Partien und vielfältigen virtuosen Herausforderungen hohe Anforderungen an die Sänger stellen.
Das Chorwerk von Martinu ist dagegen vielfältig. Bei seiner Ankunft in Paris hatte er Volksmusik aus seiner Heimat dabei, die auch in die ‘Vier Lieder über die Jungfrau Maria’ einfloss. Trotz ihrer überschaubaren Strukturen und einfachen Texte handelt es sich um Kleinode. Bereits in den USA übermannte ihn sein Heimweh. Die ‘Pusteblume’ ist ein Mädchen seiner Heimat, das auf die Rückkehr ihre Geliebten aus dem Krieg wartet, zu lange.
Das Nationale Dänische Vokalensemble, hier unter der Leitung seines gegenwärtigen Leiters Marcus Creed, besteht seit gut zehn Jahren und hat mit klarem und transparentem Gesang auf sich aufmerksam gemacht. Auch technisch muss sich der Chor hinter anderen nicht verstecken. In der Präsentation der Werke von Martin und Martinu und der Umsetzung von deren verschiedenartigen Anforderungen bestätigt sich diese Qualität.
Choral works by Martin and Martinu are not really connected, but nevertheless they go very well together because of the personal music language of both composers. The excellent Danish National Vocal Ensemble under its director Marcus Creed illuminates the four works with a sensitive and committed singing.