Mit ihren spezifischen Rhythmen und ihrer Nähe zur argentinischen Volksmusik ist Alberto Ginasteras Vokal- und Kammermusik immer noch ein wenig aufgeführtes Repertoire. Und weil das Vokalprojekt mit Domingo bei Warner eher daneben ging, begrüßen wir umso mehr diese CD, die dem Komponisten besser gerecht wird.
Die Lieder werden von Maya Villanueva mit einem genuinen, silbrigen Stimmtimbre und ungemein viel Einfühlsamkeit gesungen. Nicht nur in dem bezaubernden ‘El melodia’ aus den ‘Las horas de una estancia’ berührt einen der Gesang der Sängerin sehr, im Atmosphärischen wunderbar unterstützt von Romain David am Klavier. Beide bringen Ginasteras Sensualität fabelhaft zum Ausdruck, geben jedem Lied seinen ganz eigenen Charakter, seine charakteristischen Farben und lassen die Musik eloquent und ausdrucksvoll werden.
Ohne Fehl ist auch das Cellospiel von Patrick Langot, der zusammen mit dem auch hier exzellent mitgestaltenden Romain David die aus dem Jahre 1979 stammende Cellosonate aufführt, die der Komponist für die Cellistin Aurora Natola schrieb, für die er seine Frau verlassen hatte.
Die Musik ist leidenschaftlich und virtuos, und Langot spielt sie sehr expressiv.
‘Tres instantes oniricos’ des argentinischen Komponisten Gabriel Sivak (*1979) ist eine sehr modern klingende, aber nicht uninteressante Komposition für Stimme, Cello und Klavier, die durchaus in der Nachfolge Ginasteras anzusiedeln ist.