Um ein vermeintliches Begleitinstrument als Soloinstrument oder zumindest in auffälligen Rollen zu platzieren, bedarf es oft eines Komponisten, der dieses Instrument selber spielt. Im Fall der Viola oder Bratsche können dafür Dvorak und Hindemith genannt werden. Ersterer hat zwar kein Solokonzert oder eine Sonate für die Bratsche komponiert, aber in seinen Orchesterwerken finden sich immer fein und herausfordernd ausformulierte Stimmen für dieses Instrument. Ein echter Bratscher in diesem Sinne, der auch Solowerke für das Instrument schrieb, war Hindemith. Seine Sonate für Bratsche und Klavier op. 11 Nr. 4 ist eines dieser Werke.
Ein anderer, der zumindest eine große Sonate für dieses mittlere Streichinstrument schuf, war Dmitri Shostakovich. Seine Sonate op. 147 ist das letzte vollendete Werk dieses russischen Meisters. Ergänzt wird die Aufnahme durch zwei kürzere Kompositionen. Die eine ist ein Intermezzo von Nino Rota, den viele eher als Filmkomponisten kennen. Und als Zugabe erklingen die bekannten ‘Daisies’ von Rachmaninov in einer Fassung für Bratsche und Klavier.
Der aus St. Petersburg stammende und in Berlin und Leipzig ausgebildete Bratschist Yuri Bondarev hat sich dieses nicht gerade kleinen und interpretatorisch leichten Kanons angenommen. Unterstützt wird er von dem Pianisten Gabriele Leporatti. Beide Künstler haben inzwischen eine Heimat in Düsseldorf gefunden.
Sie präsentieren die Werke in makelloser Übereinstimmung. Die Darstellung der Stimmungen der Sonate des 24 jährigen Hindemith im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges und des großen Russen am Ende seines Lebens gelingt in intensiver Manier. Beim Intermezzo von Rota zeigen die beiden Künstler, das dieser Komponist zwei Seelen in seiner Brust hatte, nämlich nicht nur die der Filmmusik, sondern auch die eines zu ausgefeilter Kunstmusik fähigen Tonsetzers. Immer wieder klingt auch der forsche jugendliche Elan der beiden Instrumentalisten durch.