Die Cellistin Marlène Rivière ist die einzige Französin im ‘Quatuor Ellipse’, das sich aus Mitgliedern des ‘Orchestre National de France’ zusammensetzt. Und dennoch klingt dieses Quartett sehr französisch in diesem französischen Programm, das gleichzeitig die erste Aufnahme des Quartetts ist.
Camille Saint-Saëns komponierte sein Streichquartett Nr. 2 op. 153 im Jahre 1919, als er 83 Jahre alt war. Man hat es als anachronistisch abgestempelt, zu klassisch für die Zeit, in der es entstand. Die Interpretation des ‘Quatuor Ellipse’ widerlegt solche Behauptungen. Die vier Musiker geizen nicht mit Einfällen, Engagement und Spielfreude. Sie schärfen die Kontraste, bringen viel Unruhe und Leidenschaft in den ersten Satz, tränken den zweiten Satz mit Nostalgie und lassen nach dem reflektiven ‘Interlude’ das Allegro con moto mit zarter Verspieltheit optimistisch werden.
Zu einem bewegenden Konzentrat an düsteren Emotionen wird Guillaume Lekeus Quartettsatz ‘Molto adagio sempre cantate doloroso’,
der durch Worte Christi im Garten von Gethsemane inspiriert wurde: « Meine Seele ist betrübt bis an den Tod ».
Wenn auch schon bei Saint-Saëns und Lekeu die Transparenz im Spiel des ‘Quatuor Ellipse’ sehr markant ist, dann unterstützt sie in Debussys Quartett die subtilen Färbungen, mit denen die Stimmungen variiert werden. Und wie in den beiden anderen Stücken ist auch hier eine kompromisslose Hingabe der vier Musiker festzustellen, die im ersten Satz mit vielen Nuancen neben dem drängenden Charakter des ‘très décidé’ auch für Verbitterung Platz lässt.
Auch das Scherzo wird nicht problemfrei dargeboten: es wird hier fast zu einem jähen Nachtstück mit sehr scharfen Wendungen.
Das reflektive Andantino mit schattenhaft formulierten Gefühlswallungen und das leidenschaftlich gespielte Finale beenden das Quartett facettenreich und mit viel innerer Energie.