Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung sind den meisten Hörern in der orchestrierten Fassung bekannt, die allerdings nicht vom Komponisten selbst, sondern von Maurice Ravel stammt. Und dies ist nur die bekannteste, in der Zwischenzeit gibt es rund 30 verschiedene Bearbeitungen dieses Werkes. In der Tat schreien Mussorgskys Bilder, die ja ursprünglich für Klavier komponiert wurden, nach einem Symphonieorchester, doch es geht trotzdem nichts über die Originalfassung. Leider versuchen viele Pianisten, sich an den Effekten von Ravels Orchestrierung zu orientieren, um diese dann möglichst glanzvoll auf dem Klavier umzusetzen.
Nicht die Suche nach Effekten, sondern die Suche nach dem richtigen Klang, den richtigen Farben und den richtigen Atmosphären zeichnet diese Neuaufnahme durch François Dumont aus, die dem Original, wie Mussorgsky es sich wohl vorstellte, ziemlich nahekommen dürfte. Dumonts Spiel lebt von z.T. schnellen, aber nie zu virtuosen Tempi, denen er dann plötzlich Bilder entgegenstellt, wo die Musik selbst stillzustehen scheint. In den Bildern des Ochsenkarrens oder Katakomben lässt Dumont die Musik lange ausschwingen und führt sie manchmal quasi zur Auflösung. Dann gibt es die sehr modern, fast atonal gespielten Bilder ‘Gnomus’, ‘Samuel Goldenberg und Schmuyle’ sowie ‘Baba Jaga’. Das finale ‘Tor von Kiev’, bei dem sich die meisten Orchester und Pianisten in einen wahren Klangrausch spielen, wird von François Dumont sehr zurückgenommen und äußerst kammermusikalisch gespielt. Die Interpretation des französischen Pianisten ist dabei sehr intelligent konzipiert und sucht in jedem Bild, jeder variierten Promenade die in anderen Aufnahmen oft ungehörten Zwischentöne. Somit erlebt der Hörer mit François Dumont eine ganz neue Konzeption der Bilder einer Ausstellung und eine Interpretation, wie er sie vorher wohl noch nie gehört hat.
Vervollständigt wird das Programm mit selten gehörten Klavierwerken Mussorgskys, die in Dumonts Interpretationen zu wahren Kostbarkeiten werden.